schöne sprache, bietet wenig überraschungen

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blätterwald Avatar

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Diese kleine Erzählung ist schön und mit einer sehr ausgefeilten Sprache geschrieben. Doch es hinterlässt irgendwie bei mir einen kleinen Beigeschmack. Im Zuge des Erfolgs von „Die Anomalie“ wird eine ältere Geschichte des Autors aufgelegt. Durchaus legitim, machen sehr viele so. Man hat diesen Fakt aber irgendwie doch im Hinterkopf.
Es geht um einen 50 jährigen Mann, mit Namen geizt der Autor, der in Paris ein kleines amouröses Abenteuer mit einer 30jährigen Schottin hatte. Er besucht sie in Schottland, oder vielmehr, er möchte es. Die Geschichte hat im Grunde genommen die Erzählzeit von Abflug nach Schottland bis zur verfrühten Rückreise.
Die Sprache ist elegant und schön und der Autor weiß sich einfach auszudrücken und es gelingt ihm, auch wenn es kaum direkte Rede gibt, nicht nur seine Protagonisten sehr genau zu zeichnen, nein, auch die gesamte Geschichte zu erzählen, ohne das viel geredet wird.
Wir haben es hier mit einem Ich-Erzähler zu tun, der uns viel an seiner Gedankenwelt teilhaben lässt und der sich auch nicht scheut, dem Leser mitzuteilen, dass er seine Mission scheitern sieht. Von Anfang an. Alles ist voller Zweifel und ihm wird klar, dass es in Paris zwar geschehen ist, aber es sich nicht auf einen anderen Ort oder in eine andere Zeit übertragbar. Was geschehen ist, ist geschehen. Ihrer beider Leben haben sich kurz gekreuzt. Vielleicht möchte der Protagonist sich beweisen, dass er noch nicht so alt ist.
Das Zögern der Frau, es ist alles so offensichtlich und er sieht es auch und trotzdem. Der Titel ist nicht umsonst „Ich verliebe mich so leicht“. Das kurze Gespräch mit der Hotelmitarbeiterin wirkt, als wäre es auch möglich, dass er mit ihr Zeit verbringt anstatt mit der eigentlichen von ihm gewollten Frau. So als ob der Protagonist immer wieder in derartige Situationen kommt.
Doch an keiner Stelle wird das Buch peinlich oder larmoyant. Der Blick ist realistisch, auch wenn es manchmal ins Romantische gleitet. Und dennoch bleibt es kaum haften. Trotz der Sprache, da ist etwas, was mich als Leser ein wenig mitnimmt. Ich habe mich beim Lesen gefragt, warum und wieso? Kann man diese Geschichte auch anders erzählen? Mir fehlt hier was. Ist die Geschichte zu vorhersehbar? Zu eindeutig? Es gibt wenig Überraschungen und man kann es nicht mit „Die Anomalie“ vergleichen. Zwischen diesen Werken liegen nicht nur Jahre.
Ein Buch mit wenig Überraschungen, aber einer schönen bildhaften Sprache. Aber kein Werk, dass einen vom sprichwörtlichen Hocker haut.