Verliert unterwegs den Schwung

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kräuterhexe87 Avatar

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„Ich verliebe mich so leicht“ ist ein kleines Büchlein. Wirklich klein, wenn man bedenkt, dass von den angegebenen 128 Seiten ganze 76 mit Text bedruckt sind, der die Geschichte voranbringt. Die Überschriften der Kapitel nehmen zusätzlich je ein ganzes Blatt ein (Vorder- und Rückseite). Es wirkt alles sehr künstlich gestreckt. Dafür 20€ - nun ja, Papier ist teuer geworden, aber warum geht man dann hier so verschwenderisch damit um?

Die Geschichte an sich hat mich anfangs sehr neugierig gemacht. Ein Mann, der nur als „unser Held“ bezeichnet wird und dessen Namen man nicht erfährt, hat sich ganz offensichtlich in eine Verliebtheit hineingesteigert. Die Frau ist wesentlich jünger als er und außerdem liiert. Dennoch reist er nach Schottland, um sie wiederzusehen.

„Es handelt sich also um das, was man gemeinhin eine Verrücktheit nennt.“ (S. 9)

Das klang vielversprechend. Erwartet hatte ich eine unterhaltsame, vielleicht auch etwas melancholische Erzählung über komplizierte Gefühle, Selbstbetrug und enttäuschte Erwartungen. Darüber, wie leicht man sich selbst etwas vormacht, wenn man viel Zeit zum Nachdenken hat, und wie schnell so ein Luftschloss in sich zusammenfallen kann.

Bemerkenswert fand ich auf jeden Fall den Schreibstil. Der Erzähler blickt mit ironischem Tonfall von außen auf das Geschehen und kommentiert sogar gelegentlich seine eigenen Aussagen. Das ist mal etwas anderes und ich hatte durchaus Spaß beim Lesen.

Die distanzierte Erzählweise führt allerdings dazu, dass man eher aus der Ferne beobachtet, wie die Protagonisten, die Heldin und der Held, miteinander umgehen. Die beiden wirken ziemlich ratlos. Die Chemie stimmt nicht wirklich. Das war irgendwie zu erwarten, aber mir fehlte dabei ein runder Abschluss. „Die Moral von der Geschicht“ sozusagen. Letztendlich war ich als Leserin selbst ratlos und habe mich beim Zuklappen des Buches gefragt, was ich nun eigentlich daraus mitnehme. Vielleicht genau das: Große Erwartungen erweisen sich manchmal als überzogen, wenn man mit der Realität konfrontiert wird.