Verrückte Liebesobsession

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amara5 Avatar

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Die schmale Novelle „Ich verliebe mich so leicht“ vom französischen Bestseller-Autor Hervé Le Tellier besticht durch seine lakonische und lebenskluge Erzählfreude voller literarischen und filmischen Bezügen – über einen älteren Mann, der in verrückter Liebesobsession seiner 20 Jahre jüngeren Geliebten in ein abgelegenes, schottisches Dorf folgt.

Der namenlose und von der Liebe verdrehte und etwas aufdringliche Protagonist wird von Le Tellier als Held umschrieben und ist nicht gerade vom Glück verfolgt – seine Anreise beginnt schon mit einem verspäteten Flug und auch seine Avancen laufen ins Leere, das Treffen mit der Angebeteten in den Highlands endet in einem frustrierten Liebesaus. Das Ganze ist eigentlich schnell erzählt, doch Le Tellier lässt in 12 humorvoll-scharfsinnigen Kapiteln die kleine Geschichte durch seine leichtfüßige und doch sehr treffsichere Sprache glänzen, die diesmal zwar etwas altmodisch angehaucht ist, aber jeder Satz sowie jede Andeutung sitzen perfekt.

Feinfühliger Humor trifft hierbei auf eine auktoriale Erzählperspektive, die durch faszinierenden Variantenreichtum und pfiffigen Kapitelsynopsen viel Lesefreude bereitet. Und auch zwischen den Zeilen verstreut Le Tellier zwischen den ironischen Reflektionen des Helden und den detaillierten Beobachtungen in der schottischen Natur allerhand schlaue Querverweise, die dazu einladen, das schmale Buch immer wieder zur Hand zu nehmen. Das einzige Manko: Es ist viel zu schnell zu Ende!