Gedanken an die oberen Zehntausend

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ilonar. Avatar

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Mit einer Hochzeit auf Mallorca geht alles los – und gleichzeitig auch gründlich schief. Zumindest für Charlotte, die wie viele andere Gäste auch zur Hochzeit ihrer besten Freundin Antonia nach Mallorca gereist ist. Antonia heiratet Tom und eben dieser Tom war mal Charlottes Freund. Erst als Antonia ein Kind erwartet, hat Charlotte auf Tom verzichtet, aber war das wirklich die richtige Entscheidung? Zweifel quälen Charlotte und auch das Wissen, dass eigentlich sie dort vorn als strahlende Braut unter dem Baldachin stehen sollte.
Es kommt wie es wohl kommen musste. Die Hochzeit ist ein einziges Desaster und Charlotte läuft wieder einmal davon.
Nach Hamburg zurückgekehrt nimmt Charlotte ihr durch Regeln und immer gleiche Tagesabläufe geprägtes Leben wieder auf, versucht Tom zu vergessen. Aber das mit dem Vergessen ist eben nicht so einfach.
Alltag und Sicherheit bedeuten für Charlotte ganz andere Dinge als wir das vermutlich für uns definieren. Jeder Tag in Charlottes Leben hat seine feste Ordnung, was bei der Essenauswahl beginnt und beim abendlichen Fernsehprogramm noch lange nicht endet. Alles in Charlottes Alltag hat seinen Platz und wenn dieses System plötzlich aus den Fugen gerät, wähnt sie sich in Gefahr. Da nützt selbst der Besuch bei ihrer Therapeutin, immer am Freitag, nichts und das nun schon seit fünf Jahren. Auch dies, wie so wenig in Charlottes Leben, passiert aus eigenem Antrieb, sondern sie fühlt sich verpflichtet, weil ihre Eltern die Therapeutin bezahlen. Um es nicht unerwähnt zu lassen: Charlotte ist 39.
Jäh wird sie aus dieser vermeintlichen Sicherheit hinauskatapultiert, als sie bei einem Wasserrohrbruch in ihrem Klinikbüro dem Klempner Uwe begegnet. Ihr Innerstes scheint Achterbahn zu fahren und Charlotte erkennt sich selbst kaum wieder. Sie ist im wahrsten Sinne des Wortes hin- und hergerissen.
Auch wenn an dieser Stelle des Romans eigentlich schon klar ist, dass diese Verbindung zunächst als ein Desaster daherkommen wird, dann aber nach einigen Umwegen und falschen Fährten doch in ein Happyend mündet, gelingt es der Autorin mit Bravour die Spannung in einem ausgewogenen Auf und Ab zu halten.
Das Cover avisiert der Leserin einen „heiteren“ Roman, dieses Versprechen wird auf ganzer Strecke eingelöst, stellenweise habe ich nicht nur geschmunzelt, sondern auch laut gelacht, so überzeugend hat Ellen Berg ihre Personen ausgestattet. Der Roman ist zweifelsohne eine leichte Lektüre ohne platt zu sein und vermittelt ein Anliegen und beschreibt unsere gespaltene Gesellschaft ohne anzustrengen und zu überfordern.

Eine gelungene Unterhaltungslektüre, die ich sehr gern weiter empfehle. Oftmals fühlte ich mich beim Lesen an den Film „Die oberen Zehntausend“ mit Grace Kelly und vielen weiteren Stars einer vergangenen Epoche erinnert.