voller Klischees aber einfach klasse

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diana pegasus Avatar

Von

Ellen Berg – Ich will es doch auch

Die zielstrebige, von tausend Phobien geplagte Kardiologin Charlotte Meininger hat seit ihrer Kindheit den Perfektionismus optimiert: möglichst keine Gefühle, alles durchgeplant, ein geregelter Tagesablauf, eine gute Freundin, niemanden zu Nahe kommen. Auch das ihre beste Freundin Antonia ihr den Mann ausgespannt hat und ihn nun selbst heiratet, weil sie schwanger ist, nimmt Charlotte zwar mit aber es ist schließlich ihre Freundin und so lässt sie Tom ziehen. Die gefühlskalten und überkorrekten Eltern haben auch schon den passenden Ehepartner für Charlotte ausgesucht und sogar ihre Psychotherapeutin instrumentalisiert, sie auf den „richtigen“ Weg, nämlich in die Arme von Alexander zu geleiten.
Ein Wasserrohrbruch in Charlottes Klinikbüro verändert alles, die sorgfältigen Pläne fallen in sich zusammen, sie zeigt Mitgefühl für ein herzkrankes Mädchen und der Klempner Uwe zeigt Charlotte, dass Liebe sich nicht an gesellschaftlichen Normen orientiert. Doch wird Charlotte rechtzeitig erkennen, wer Freund und Feind, wer ihr Gutes und wer ihr Schlechtes will?

Wiedereinmal ein absolutes Highlight von Ellen Berg, ich hab von ihr bereits „Alles Tofu oder was?!“ und „Liebling mach mir den Garten“ gelesen und war von beiden restlos begeistert, sodaß ich mir „Ich will es doch auch“ gekauft habe und ich wurde nicht enttäuscht.

Der Roman ist flüssig und locker, humorvoll, herrlich sarkastisch, ironisch und spannend geschrieben. Die Handlung ist Klischeeüberladen, aber das finde ich absolut genial, denn dieses Buch ist einfach sehr gut um die Seele baumeln zu lassen, erfrischend, spritzig, sogar etwas erotisch angehaucht, einfach dazu gemacht, aus dem tristen Alltag zu entfliehen und Freude am Lesen zu haben.

Der Spannungsbogen wurde im gesamten Buch aufrecht erhalten, eine temporeiche Erzählung führte dazu, dass ich das Buch nicht aus der Hand legen konnte. Beim Lesen erlebt man sämtliche Emotionen, Wut und Traurigkeit, Liebe und Freundschaft, Freude und Hoffnung, Bangen und Mitfiebern, einfach klasse.
Ich konnte mich sehr gut in die verschiedenen Charaktere rein versetzen.
Die phobische Charlotte war mir sehr sympathisch, erst etwas distanziert, taut sie immer mehr in dem Buch auf. Ihre vielen kleine Macken machten sie liebenswert, auch wenn ich sie hätte schütteln können, dass sie streckenweise so naiv ist, um nicht mitzubekommen, wer ihr was Böses will. Ich mag ihre Figur sehr.
Uwe ist einfach nur Klasse, er kämpft und Charlotte, auch wenn es ihm nicht leicht gemacht wird. Sein Charakter ist etwas überspitzt dargestellt, ja sogar ein bisschen prollig, aber seine Selbstironie macht ihn super sympathisch. Seine T-Shirt-Sprüche, aber auch seine Verbalattacken sind einfach nur amüsant und haben mir sehr gut gefallen.
Gut gefallen hat mir auch, das Eddie hier wieder auftaucht, den ich bereits in den bisher gelesenen Büchern von Ellen Berg schon kennen lernen durfte. Ein toller Kerl.
Auch die weiteren Charaktere waren mir je nach Rollenverteilung (Charlottes Eltern, Antonia, Alexander, Anna und Sandra) sympathisch/unsympathisch, gut ausgearbeitet und haben die Geschichte gut abgerundet.
Alle Charaktere sind detailreich beschrieben, glaubhaft dargestellt und es machte mir beim Lesen Spaß, mit ihnen Zeit in ihrer Welt zu verbringen.
Die Örtlichkeiten und das Geschehen rundherum sind gut beschrieben, was mich noch besser in die Geschichte hinein finden ließ.

Dieses Buch war großartig, mitreißend und bereitete mir Freude beim Lesen.
Da ich schon einige Bücher von Ellen Berg kenne, freue ich mich schon auf das nächste Werk von ihr.

Das Cover ist ansprechend, toll und witzig gezeichnet, aber nicht so ganz passend, denn Charlotte ist erst Ende 30 und keine alte Frau. Trotzdem fängt es das Thema des Buches sehr gut ein und auch der Titel hat einen Bezug zum Inhalt des Buches.

Fazit: Lockerleichte, klischeebehaftete, geniale, witzige Geschichte zum Seele baumeln lassen.

Von mir gibt es eine Leseempfehlung und 5 Sterne.