unerträgliche Selbstdarstellung

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simonef Avatar

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Vielleicht mag dieses Buch einige junge Leute dazu motivieren, einen Handwerksberuf zu ergreifen. Allerdings gefällt mir der Stil des Buches nicht. Es wird doch alles sehr schwarz-weiß gezeichnet. Auf der einen Seite das arme Mädel aus einfachen Verhältnissen, und auf der anderen die Mitschüler, deren Eltern alle in Saus und Braus lebten? Ich weiß ja nicht, in welch seltsamem Ort die junge Frau zur Schule ging, aber bei uns gab es keine Horden an Jetset-Mitschülern, die mit dem goldenen Löffel im Mund geboren wurden. Diese vereinfachte Denkweise nervt mich schon auf den ersten Seiten, ebenso wie die Angeberei mit dem Auto, dem Pferd und der Followeranzahl. Das wird dann ein paar Seiten später wiederholt, damit man es auch auf jeden Fall mitbekommt. Und klar, sie ist auf dem Weg zur Multimillionärin. Na, mal sehen. Einfach eine unerträgliche Selbstdarstellerin, so mein erster Eindruck. Und es klingt ein bisschen so, als würden nur Handwerker ehrliche Arbeit leisten, während andere Berufsgruppen das Geld fürs Nichtstun nachgeschmissen kriegen. Eine sehr verzerrte Wahrnehmung, die sich im Buch immer wieder wiederholt.

Es ist schön, dass die junge Frau erfolgreich ist und ihren Weg gefunden hat, aber wirklich sympathisch kommt sie nicht rüber. Zudem wird mir der Social Media-Aspekt ihres Berufslebens zu sehr betont. Eine Handwerkerin, die mit 30 ihren Meister in der Tasche hätte (es hat mich schon sehr ernüchtert, dass die Autorin diesen nicht vorweisen kann!) und nicht einen beträchtlichen Teil ihrer Zeit auf Tiktok, Instagram und Co. und als Model auf Laufstegen verbringt, hätte ich fachlich glaubwürdiger und wesentlich überzeugender gefunden. So drängt sich mir der Verdacht auf, dass auch der Großteil ihrer Einnahmen nicht übers Handwerk, sondern das Social-Media-Blendwerk generiert wird.