Baustelle, Glamour und Handwerk

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saskian Avatar

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Ich zeig' euch, wo der Hammer hängt! von Sandra Hunke ist ein Buch, das auf den ersten Blick vielversprechend wirkt: Eine junge Frau, die als Model arbeitet und zugleich als Anlagenmechanikerin für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik bekannt wurde, erzählt aus ihrem Leben zwischen Baustelle und Glamourwelt. Gerade dieser Kontrast weckt Neugier, denn Hunke bricht mit Klischees und zeigt, dass Handwerk und Weiblichkeit keineswegs Gegensätze sein müssen.

Beim Lesen merkt man jedoch schnell, dass die Inhalte eher anekdotisch als tiefgehend sind. Zwar bietet Hunke spannende Einblicke in ihren Alltag, die Hürden in einer männerdominierten Branche und den Spagat zwischen öffentlichem Auftritt und Arbeitsalltag. Doch oft bleiben die Geschichten an der Oberfläche, wirken mehr wie locker erzählte Episoden als wie ein reflektierter Blick auf größere gesellschaftliche Zusammenhänge. Wer sich eine fundierte Auseinandersetzung mit Themen wie Gleichberechtigung im Handwerk, Ausbildungsbedingungen oder die Zukunft des Berufs wünscht, wird vermutlich etwas enttäuscht sein.

Stilistisch liest sich das Buch flüssig und nahbar, fast so, als säße man mit Hunke im Gespräch. Das macht es leicht zugänglich, aber manchmal auch etwas zu simpel – manche Passagen hätten mehr Tiefe und sprachliche Präzision vertragen. Positiv hervorzuheben ist jedoch, dass Hunke mit ihrem Enthusiasmus und ihrem Engagement für das Handwerk ansteckend wirkt. Man spürt, wie sehr sie ihren Beruf liebt und wie sehr sie andere dafür begeistern möchte.

Insgesamt ist Ich zeig' euch, wo der Hammer hängt! eine sympathische Mischung aus Autobiografie und Motivationstext, die vor allem junge Leser:innen oder Menschen am Anfang ihrer beruflichen Orientierung inspirieren kann. Wer aber nach einer wirklich kritischen oder differenzierten Auseinandersetzung mit dem Handwerk und seinen Herausforderungen sucht, bekommt hier eher leichte Kost mit persönlichem Charme, aber wenig analytischer Tiefe.