Ida

Freuds abtrünnige Patientin

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readaholic Avatar

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Bereits als junges Mädchen leidet Ida an allerlei Krankheiten: Husten bis hin zur Sprachlosigkeit, Magenbeschwerden, ein taubes Bein. Krankheiten scheinen in der Familie Bauer einen großen Stellenwert einzunehmen, auch Mutter und Vater sind ständig krank. Als Ida dann von einem Bekannten der Familie belästigt wird und sie sich der Mutter anvertraut, glauben die Eltern Ida nicht und schicken sie zur Behandlung ihrer physischen und psychischen Leiden zu Dr. Freud.
Die Sitzungen bei Freud haben meine Geduld auf eine harte Probe gestellt. Egal, was Ida ihm erzählt, alles interpretiert er in Richtung Sexualität. Wenn sie einige der absurden Auslegungen Freuds vehement ablehnt, so erklärt er dies damit, dass sie sich des Sachverhalts lediglich nicht bewusst ist. Gottseidank bricht Ida die „Kur“ ab.
Zu Beginn des (Hör-)Buchs kommt Ida im Alter von 58 Jahren nach ihrer Flucht aus dem von Nazis besetzten Europa in den USA an, wo ihr Sohn schon seit längerem lebt. Ida hat kein gutes Wort für ihn und seine Frau, sie mäkelt an allem herum und ist mir äußerst unsympathisch.
Im Laufe des Buchs wird anhand von Rückblenden Idas Leben erzählt und ich habe mehr Verständnis dafür entwickelt, warum sie so geworden ist.
Die Geschichte springt von einer Zeit zur nächsten und da ich das Buch als Hörbuch gehört habe, war dies nicht immer einfach zu verfolgen. Auch war mir zunächst die Stimme der Sprecherin nicht angenehm, doch bereits bei der 2. CD hatte ich mich an die österreichische Färbung gewöhnt.
Alles in allem fand ich Idas Geschichte sehr interessant, vor allem hat es mir gut gefallen, dass die Autorin den politischen Ereignisse der damaligen Zeit einen hohen Stellenwert eingeräumt hat. Das Buch ist keine leichte Kost und Freuds Therapie hat mich zur Weißglut getrieben, trotzdem würde ich die Lektüre empfehlen.