Ida

Gewöhnungsbedürftig

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kolokele Avatar

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Fang ich mit dem positiven an oder mit dem, was mir nicht so gefallen hat? Als allererstes finde ich es großartig, dass die Autorin, die Urenkelin der "Ida" sich an diesen Roman getraut hat. Chapeau. Ich finde, sie hat ihr ein riesiges Geschenk gemacht, indem sie aus Freuds Fallgeschichte "Dora" eine Frau mit einem ganzen Leben, vor dem Kontakt zu Freund und natürlich weit darüber, hinaus gemacht hat. Eine Frau, die nicht einfach war, durchaus auch nicht (immer) sympathisch, aber, wie man sagt, dafür mit Charakter. Schon allein deswegen ist es gut, dass es das Buch gibt.
Ich musste mich an "Ida" erst gewöhnen, gerade der Einstieg wird dem Leser nicht leicht gemacht. Aber natürlich hat man dann mehrere Hundert Seiten Zeit zu erfahren, wieso Ida so ist wie sie ist. Auch die Zeit mit Freud kommt nicht zu kurz. Es gibt viele familiäre und geschichtliche Hintergründe, hierfür hat die Autorin gut recherchiert, das merkt man.
Was mir weniger gut gefallen hat, sind die Zeitsprünge, mir fiel es nicht leicht, mich immer wieder neu zu orientieren, in welchem Lebensalter man Ida nun gerade begegnet. Aber das ist eine Entscheidung, die die Autorin treffen muss, chronologisch oder eben nicht.
Auch fand ich das Buch, wie Ida selbst, etwas spröde, ich wurde nicht so ganz warm damit. Man weiß, man verabschiedet sich bald wieder, man hört zu, aber so richtig mitgefühlt habe ich nie.
Das mag an mir liegen oder vielleicht war es sogar so gewollt.
Auf jeden Fall ein wichtiges Buch, um so ein paar psychoanalytische "Fakten" gerade zu rücken.