Das Spannendste ist der Prolog

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boris g. Avatar

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Ein Spaziergänger entdeckt an einem Tümpel die Leiche eines kleinen Mädchens. Offenbar ermordet.
Doch niemand vermisst ein Kind. Kriminalreporterin Claudia Brandes ermittelt auf eigene Faust.
Der Einstieg aus der Erzählperspektive eines Mädchens, das – offenbar zu einer anderen Zeit – zu einer Familie kommt, die ihm – so vermutet das Mädchen – Böses will, ist spannend. Wir wissen weder, wer das Mädchen ist, noch, wer die Menschen sind, die ihr das hübsche Zimmer mit dem weichen Bett angeboten haben, geschweige denn, was sie dort erwartet. Aber die Aussicht, dass auch das Mädchen seine eigenen sinistren Pläne hat, weckt Interesse und bringt Thrill in die Geschichte.
Doch dann beginnt der Plot um Claudia Brandes. Und obwohl die Spannung schon gegeben wäre, verliert sich die Autorin in geschwätzige, umständliche Beschreibungen des Tagesablaufes der Reporterin. Viel zu lange dauert es, bis wir bei dem ermordeten Kind sind. Und auch dort wird mit ausufernden Beschreibungen der Lesefluss immer wieder gebremst.
Seltsam widersprüchlich erscheinen manche Beschreibungen, wie zum Beispiel die des Gesichts des toten Mädchens: „Auf den zweiten Blick bemerkte sie in dem blassen Gesicht das Muster
der feinen Äderchen. Das Gesicht war dreckig und verschrammt.“
Dann wird uns erzählt, der Tümpel sei trocken, dennoch sinniert der Polizist Drews: „Ich frage mich, ob sie bewusstlos oder unter Drogen gesetzt war, als der Täter sie hier ertränkt hat, denn sie hätte sich sicher niemals freiwillig so einwickeln lassen.“ Warum ertränkt? Und ein neunjähriges Mädchen gegen einen ausgewachsenen Mörder? Was hätte sie sich wehren sollen??
Ganz abgesehen davon, dass es nicht sehr glaubwürdig ist, dass Polizisten bei einem Mord eine Journalistin um Hilfe und Rat bitten, wirkt die Leseprobe, obwohl das Thema spannend ist, unroutiniert. Schade drum, der Prolog war so vielversprechend!