Tolles Buch

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mistellor Avatar

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Ein junges Mädchen wird liebevoll eingepackt tot in einem Weiher gefunden. Ihre Identität ist nicht bekannt und kann auch nicht ermittelt werden. Eine junge Polizeireporterin fühlt sich verpflichtet, auch aus persönlichen Gründen, die Identität zu ermitteln auch um der Toten ihren Namen wiederzugeben.
Ob und wie es ihr gelingt, das beschreibt der Roman.

Die Hauptfigur des Buches ist die junge Polizeireporterin Claudia, eine sehr interessante Figur. Eine taffe, junge Frau, zielbewusst und unbeirrbar. Sie umgibt ein Geheimnis, dass sich nur schrittweise von Kapitel zu Kapitel löst. Der Autorin gelingt es, dass man sich während des ganzen Buches Gedanken darüber macht, selbst überlegt - und wie die Leserunde gezeigt , auf die phantasiereichsten Möglichkeiten kommt. Ein geschickter Schachzug der Autorin.

Besonders mag ich die Frauengestalten in diesem Roman, denn es gibt sie in allen Relationen. Die junge Taffe, die überforderte Hausfrau, die Unbekümmerte, die ängstliche Dorfbewohnerin, die Geheimnisvolle, die sich Sorgende, die Gierige. Die Männerfiguren dagegen sind manchmal ein wenig stereotyp gezeichnet.
Beeindruckend ist die Protagonistin des Buches, eine Frau, die einen unglaublichen Überlebenswillen erworben hat, eine Menge von Überlebensstrategien entwickeln musste, um das Erlebte, aber auch ihre Schuldgefühle unter Kontrolle zu halten. Viele dieser Überlebensstrategien sind typisch für verletzte Kinderseelen, oder traumatische Erlebnisse in der Pubertät.
Das wird von der Autorin sensibel und einfühlsam behandelt.

Ein weitere Geschicklichkeit zeigt Anna Martens in der Vermittlung von Faktenwissen. Sie lässt die junge Reporterin zu den Themen im Internet recherchieren und bietet so dem Leser die relevanten Fakten, ohne dass die Handlung stockt. Für den Leser sind allerdings die schonungslosen Fakten z.B. über Rumänien, Armut, Kindesmisshandlung in Deutschland zutiefst schockierend (so werden im Jahr in Deutschland ca. 160 Kinder durch Misshandlungen getötet).

Und hier wieder ein Geniestreich. Obwohl das Buch sehr ernste und z.T. bittere Themen behandelt, ist der Schreibstil leicht, flüssig und sehr gut zu lesen. Die Kapitel sind gut eingeteilt, werden oft mit Fragen oder einer ungeklärten Handlung beendet, so dass der Leser sofort weiterlesen will - nicht möchte- sondern will. Die Spannung steigt von Kapitel zu Kapitel, bis zum Show-Down. Das Ende des Buches allerdings ist viel zu abrupt, viele Fragen bleiben offen.

Das Buch schreit laut nach einer Fortsetzung.