Wer ist Arielle?

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aennie Avatar

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Wer ist das kleine Mädchen, das niemand zu vermissen scheint? Warum sieht ihr Gesamtzustand so vernachlässigt aus, als habe sie evt. nicht einmal Schuhe getragen? Wie konnte sie einen Hitzschlag im Mai erleiden? Wer hat sich trotz allem die Mühe gemacht, sie fast einer Bestattung gleich herzurichten, bevor sie abgelegt wurde an einem kleinen Weiher? Polizei-Journalistin Claudia Brandes will nicht daran glauben, was für die ermittelnden Beamten klar zu sein scheint: Menschenhandel, Missbrauch, Mord. Das kleine Mädchen, das sie Arielle nennen, das es im Wasser aufgefunden wurde, ist irgendjemandes Opfer geworden. Brandes versucht auf eigene Faust herauszufinden, woher das Mädchen kam und geht Hinweisen nach, ist auch bereit sich in Nesseln zu setzen und findet schließlich eine Spur nach Franken. Mehr und mehr deutet daraufhin, dass es sich zwar streng genommen auch um eine Art Menschenhandel dreht – illegale Auslandsadoption – doch noch ist nicht klar, ob die Hinweise wirklich auf die unbekannte Tote deuten, oder auf ein anderes Mädchen aus Rumänien. Schlussendlich kann vieles geklärt werden, sowohl die Identität der Toten, als auch die Abläufe um die Adoption in Franken.
Ungeklärt ist für mich aber fast alles andere drumherum: die Verarbeitung des eigenen Kindheitstraumas der Protagonistin, genauso wie ihr Verhältnis zu Ermittler Drews und Kollege van Holten, das merkwürdige Verhalten von Freundin Anni (im Cafè: was war das bitte? – habe ich entweder nicht verstanden oder hier soll eine Horizontalhandlung für Folgebände vorbereitet werden).
Fazit: ordentliche Unterhaltung, über dem Durchschnitt, leider nichts Außergewöhnliches. Logische Auflösung, die durchaus glaubwürdig erscheint, genau wie das Handeln der verschiedenen Personen. Hat mich der erste Martens-Thriller ja wirklich frohlocken lassen, war dieser hier für mich leider keine Erweckung. Mäßig spannend, aber wenigstens in meinen Augen gut geschrieben und die Figur der Claudia Brandes hat mir auch eigentlich ganz gut gefallen. Am liebsten würde ich hier jetzt 3,5 Sterne geben, drei ist mir ein bißchen wenig, vier eigentlich zuviel. Nach langem hin und her werden es vier, weil eigentlich schon vieles richtig gemacht wurde. Trotz allem bin ich an weiteren Oeuvres der Autorin interessiert, ich habe bei der letzten Rezension geschrieben, es gäbe Luft nach oben, gibt es diesmal auch, aber die braucht man ja auch zum Atmen…