Ein bisschen bedrückend

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
kindder80er Avatar

Von

Ich glaube, jeder hat oder hatte in seiner Jugend Schauspieler oder Sänger zum Idol, die er verehrt hat oder es sogar heute noch tut. Das ist in meinen Augen ganz normal und kann sogar gut tun, sofern es nicht ausartet und man sein ganzes Leben nicht danach richtet. Gruselig fand ich es damals als Teenie, als sich Take That getrennt und sich tatsächlich Fans deswegen umgebracht haben!

In eine ähnliche Kerbe haut auch "Idol in Flammen", aber noch verstärkt durch die Omnipräsenz von Social Media. Die Gedankengänge der Protagonistin bewegen sich sogar fast nur in diesem Stil, ja sogar Gesichtsausdrücke vergleicht sie mit Emojis.

Für Akari ist ihr Idol quasi ihr Lebensretter, weil sie nur für ihn lebt und nun soll er einen Fan geschlagen haben? Unmöglich!

Das Buch ist im Original schon 2020 erschienen, hat aber mit seinem Erscheinungstermin 2023 in Deutschland natürlich einen ganz besonderen Moment erwischt. Und dann erscheint es auch noch bei Kiepenheuer & Witsch! Kannste dir fast nicht ausdenken! Skandale um berühmte Personen hat es immer schon gegeben, aber durch Social Media wird in der heutigen Zeit alles größer und hasserfüllter, egal auf welcher "Seite" man steht.

Akaris Gefühlswelt jedenfalls ist ambivalent. Einerseits gibt sie sich fast selbst auf, arbeitet Doppelschichten, um sich die ganzen CDs, DVDs und Merchandisingprodukte mehrfach kaufen zu können, andererseits ist ihr Idol auch der einzige Grund, überhaupt weiter zu machen. Einerseits kann sie sich auf nichts konzentrieren, nichts merken und die Schule ist ein Buch mit sieben Siegeln, andererseits führt sie minutiös Buch, transkribiert Interviews mit ihrem Star, sammelt jeden Schnipsel, den sie in Ordner einklebt und man könnte sie nachts wecken und sie kann aufsagen, wann was im Leben von ihm gewesen war und was er dazu jemals gesagt hat.

Der Schreibstil hat etwas ganz Besonderes, sehr plastisch werden Akaris Gefühle beschrieben. Außerdem endet die Geschichte abrupt und alles Weitere kann man sich denken. Es war mein erster Ausflug in die japanische Literatur und ich habe das Büchlein gerne gelesen, auch wenn es bedrückend war, Akari dabei zuzusehen, wie sie nur für ihr Idol lebt.