Ein Leben als Fan

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takabayashi Avatar

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Das ist die Geschichte von Akari, einer japanischen Schülerin im Teenageralter. Die Autorin beschreibt die obsessiven Ausmaße, die das Fan-Sein bei ihr annimmt. Sie hat ganz offensichtlich schwere psychische Probleme, leidet unter Depression und Magersucht. Sie hat enorme Minderwertigkeitsgefühle, fühlt sich als unfähiges, dummes Trampel und wächst in einer dysfunktionalen Familie auf. Von ihrer Mutter und Schwester erfährt sie keinerlei Unterstützung, nur Vorwürfe und Genörgel. Die Beschäftigung mit ihrem Idol ist ihre Fluchtstrategie. Das geht so weit, dass ihr ihr Schicksal vollkommen gleichgültig ist und sie die Schule abbrechen will.
Es ist interessant, etwas über die asiatische Idol-Kultur zu erfahren, die es in diesen Ausmaßen bei uns nicht gibt. Letztendlich steckt eine gnadenlose Ausbeutung sowohl der Fans, als auch der sogenannten Idol-Groups dahinter. Die Autorin beschreibt das alles eindrücklich und gut, aber ich muss sagen, ich finde das Ganze ziemlich erschreckend.
Mich hat dieses schmale Bändchen traurig, aber auch aggressiv gemacht. Mir wäre ein etwas dickeres Buch mit mehr Hintergrundinformation lieber gewesen; man merkt, dass Akari schwer gestört ist, man ahnt, dass die familiären Umstände schuld daran sein könnten, aber ich hätte doch lieber mehr "Butter bei die Fische" gehabt. Es ist definitiv eine Kunst, so minimalistisch zu schreiben, aber mein Geschmack ist es nicht. Ich fand die Beschreibung dieses trostlosen Lebens, die Selbstzweifel dieser jungen Frau, ihre Art mit den Problemen umzugehen, erschütternd: das Buch lässt mich bedrückt und ratlos zurück.