Eintauchen in die Psyche eines Fanatikers

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maggiepearl Avatar

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In Rin Usamis "Idol in Flammen" begleiten wir Akari, eine Schülerin, die besessen ist von ihrem Idol Masaki. Sie führt einen Blog über ihn, ihr gesamtes Zimmer ist voller Poster, das Geld aus ihrem Nebenjob steckt sie nur in Merchandise und Konzerttickets. Als Masaki in einen Skandal verwickelt wird und einen Fan geschlagen haben soll, brechen schwere Zeiten für Akari an.

Dieses Buch stellt zur Schau, was geschieht, wenn Stars der gesamte Lebensinhalt einer jungen Person werden. Akari beschreibt ihr Idol sogar als ihre Wirbelsäule. Dabei fand ich die Perspektive spannend, dass der Protagonistin das bloße Fan-Dasein genügt. Sie erwartet nichts im Gegenzug von ihrem Idol, sie möchte einfach in der Masse der Fans abtauchen.
Schnell wird klar, warum sich Akari so in den Fanatismus stürzt - sie leidet unter Depressionen und anderen mentalen Erkrankungen. Schule und Job belasten sie, nichts möchte ihr so recht gelingen. Masaki ist ihr Ausweg aus ihrem Alltag und ihren trüben Gedanken.
Natürlich wird die Fankultur kritisiert und wie diese obsessives Verhalten befeuern und angreifbare Menschen ausbeuten kann. Dennoch ist für mich das zentrale Thema der Geschichte: mentale Gesundheit. Der Fanatismus ist letztlich nur Akaris Ventil, um sich selbst zu entfliehen.
Dahingehend hatte ich durch den Klappentext eine etwas andere Erwartungshaltung. Ich dachte, es würde noch mehr Richtung Kritik der Unterhaltungsindustrie gehen. Auch Masakis Skandal war meines Empfindens eher nebensächlich.
Sprachlich fand ich das Buch toll. Die Autorin schafft durch Metaphern und Vergleiche klare Bilder und Gefühle. Das Wort "Depression" z.B. fällt kein einziges Mal, doch es wird sofort klar, wovon die Rede ist.
Das Buch hat man superschnell gelesen, da es nur 120 Seiten sind. Ich wäre gern auch noch länger in Akaris Welt verblieben, trotzdem funktioniert die Geschichte auch in dieser kurzen Form.
Zusammengefasst kann ich "Idol in Flammen" empfehlen, wenn euch die Themen Fanatismus, soziale Medien und insbesondere die Psyche junger Menschen reizen.