Empathischer Einblick in eine mir fremde Gedankenwelt

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
janina_el Avatar

Von

Ich hatte mich als Fan der (für mich) immer besonderen und überraschenden Literatur aus Asien und Japan im Speziellen für dieses Buch interessiert und wurde nicht enttäuscht. Ein Thema, das mir eher fremd ist, der fanatische Fankult einer jungen Frau und ihre damit verbundenen Charakterzüge, wurden mir auf so sensible und detaillierte Art und Weise lyrisch umschrieben, dass ich das sehr kurze Buch regelrecht verschlungen habe und so viel Gefühl und Empathie für diese junge und gequälte Seele der Protagonistin Akari empfunden habe, wie ich es mir vorher nicht vorstellen hätte können. Man fühlt einfach mit ihr, auch wenn einem selbst im echten Leben oft das Verständnis für das Verhalten und die Obsession junger Menschen mit popkulturellen Phänomenen fehlt. Dabei schwingt auch immer eine Kritik an den ausbeuterischen Zügen moderner Popkultur mit, sowohl die Ausbeutung der Fans durch teuren Konsumzwang als auch die Ausbeutung und Ausschlachtung der Stars, hier sogenannte „Idole“, selbst. Dies werden teilweise regelrecht von klein auf im Showgeschäft großgezogen und nach Maßstäben geformt, bis sie als erfolgreiche Popkünstler kein Privatleben oder menschliche Fehler haben dürfen.
Akari ist eine wirklich komplexe Persönlichkeit, die sie mit sich selbst auszumachen scheint und wenig davon an die Außenwelt lässt. Gerade weil Rin Usami das Innenleben dieses Mädchens aber so gekonnt und umfassend vermittelt, hat man das Gefühl ihre Gedanken und vor allem ihre Schwierigkeiten in Schule, Arbeit und Alltag besser nachvollziehen zu können. Es scheint, zumindest schwingt der Eindruck im Subtext so mit, dass sie in diesen Bereichen des Lebens sehr zu kämpfen hat, weil sie mit einer Konzentrationsschwäche und/oder Lese-/Rechtschreibschwäche und/oder sogar an einer Art von Autismus zurechtzukommen versucht. Vermeintlich hat sie den Versuch sogar aufgegeben und sich ganzheitlich dem gewidmet, was sie gut kann und wo sie noch nie versagt hat und Anerkennung bekommt, dem Fansein und darüber einen Blog und detaillierte Dokumentation über ihr Idol Masaki Ueno zu führen. Das Ende der Geschichte war sehr abrupt und offen, was allerdings auch Gedankenspielraum für den weiteren Werdegang von Akari zulässt und da mich die Geschichte erstmal nicht mehr los lässt, ist es auch eine schöne Art, selbst nochmal zu reflektieren und die Geschichte im Kopf weiterzuspinnen.