Gute Umsetzung, interessantes Thema - Ende hätte mehr Wumms haben können

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
janinasmind Avatar

Von

3.75 Sterne. Der Titel, das deutsche Cover und die Thematik haben mich sofort angefixt, unter anderem, weil ich selbst immer mal wieder in der Idol-Fan-Szene unterwegs bin und das Phänomen dahinter enorm interessant finde. Ich habe letzten Monat bereits Esther Yi’s Roman Y/N gelesen, der sich mit dem gleichen Thema auseinandersetzt; der Unterschied dabei ist, dass in Y/N ein K-Pop und in IDOL IN FLAMMEN ein J-Pop Idol im Fokus stehen. Während Y/N abstrakt und übertrieben ist und sich schnell in eine Art Parabel entwickelt, bleibt IDOL IN FLAMMEN eher auf dem Boden und wandert zwischen moderner Trostlosigkeit bzw. Einsamkeit, parasoziale Interaktion und hauptsächlichen Leben durch soziale Medien anstatt der realen Welt. Vom kreativen Konzept her hat mir Y/N mehr zugesagt, aber bei der Umsetzung war IDOL IN FLAMMEN für mich eindeutig besser. Es kam meiner Meinung der Realität näher und hat sich in der Darstellung eines Fans ehrlicher angefühlt. Die Nebencharaktere sind nicht unbedingt dreidimensional und greifbar, aber das hat mich in diesem Buch nicht gestört, weil ich den Roman sowieso eher für die Gedanken, Gefühle und grundsätzlichen Besprechungen rund um Stan-Culture, Fandom und Cancel Culture zur Hand genommen habe. Die Länge war perfekt, nicht zu lang, nicht zu kurz, gerade genug, um hier in die Geschichte einzutauchen, sie aber nicht langzuziehen. Das Ende und die Auflösung könnten einigen nicht gefallen, weil es relativ normal und unspektakulär ist. In Bezug auf Hauptcharakter und Erzählweise hat es gut gepasst, aber auch mir hat ein bisschen mehr auf den letzten Seiten gefehlt. Ein bisschen mehr.

Danke für das Rezensionsexemplar, Vorablesen!

tw/cw: nicht grafische Gewalt, Übergriffigkeiten, Stalking, parasoziale Beziehungen, ungesundes Verhalten, schlechtes Familienverhältnis