Lesenswert und intensiv!

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Die asiatische Idol-Culture, wie ich sie schon öfters in Dokus gesehen habe, fasziniert und irritiert ich gleichermaßen. Deswegen wollte ich den Roman „Idol in Flammen“ unbedingt lesen!

Atari, die junge Protagonistin, steckt mitten der sensiblen Phase des Erwachsenwerdens und Seins. Vom Elternhaus und der leistungsorientierten Gesellschaft fühlt sie einen Druck, dem sie sich nicht gewachsen sieht. Sie fühlt sich ANDERS als alle anderen, eine (mutmaßliche) Neurodiversität verstärkt dieses Gefühl der Isoliertheit.
Atari lebt in einer der vielen Gesellschaften, in der es salonfähig ist, die große Entfremdung vom Selbst durch verschiedene Surrogate zu lindern.
Die große Lücke von Sinn und Lebenszweck in ihrem Leben füllt Atari mit ihrem Idol Masaki, einem Mitglied einer bekannten J-Pop Band.

„Masakis Fan zu sein ist das Zentrum meines Lebens, die eine Konstante. Mein Idol ist meine Körpermitte, meine Wirbelsäule.“

Das Fan sein gibt ihr die Motivation, morgens aufzustehen, zur Schule und zur Arbeit zu gehen und das Leben irgendwie zu ertragen.

Doch was, wenn sich dein angebeteter Gott als fehlbarer Mensch erweist? Wenn das Bild Risse bekommt und in Flammen aufgeht?

Besonders gut gefällt mir an diesem kurzen Roman, dass die Autorin Rin Usami selbst sehr jung ist, und ihre Beschreibungen nicht durch jahrelangen Abstand gefiltert oder verfälscht werden, sondern sich unglaublich direkt und nah dran lesen.
Meine eigenen Jahre als junge*r Erwachsene*r liegen schon eine Weile hinter mir. Diese intensiven und emotionalen Jahre haben mich extrem geprägt, wie keine andere Periode in meinem späteren Erwachsenenleben mehr danach, und die Erinnerungen daran werden durch diesen kurzen Roman wieder lebendig. Ich mag das.

Rin Usami fängt diese Suche nach Halt, Orientierung und Sinn mit ihrer verlorenen Figur wunderbar ein und das macht diesen kurzen Roman für mich besonders und persönlich. Lesenswert und intensiv!