Von der Psyche eines Fangirls

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miro76 Avatar

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Akari hat ihr Idol gefunden und sieht in Masaki, einem J-Pop-Star ihre Mitte, ihre Wirbelsäule, ihren Halt und einen Teil ihrer Seele. Sie ist überzeugt, dass nur er sie wirklich verstehen könnte.

Sie steckt viel Zeit und Energie in ihren Fanblog und hat eine Menge Follower. Außerdem steckt sie Unmengen an Geld ins Masaki's Merchandising. CD's kauft sie in rauen Mengen, um die Beliebtheit ihres Idols steigern zu können, alle Bücher in 3-facher Ausführung und alle Bilder braucht sie sowieso.

Kein Wunder, dass da keine Zeit mehr für die Schule bleibt. Hier scheitert sie kläglich.

Als nach einem Vorfall ein Shitstorm über ihr Idol hereinbricht, steigert Akari ihre Aktivitäten in den sozialen Netzwerken noch, um ihrem Idol den Rücken zu stärken. Ob an den Anschuldigungen was dran ist, hinterfragt sie nicht, denn ein Leben ohne Idol ist kein Leben. Sie nimmt kaum wahr, dass sie im realen Leben komplett den Halt verliert, bis auch ihr Idol aus dem Showgeschäft aussteigt, um als Mensch zu leben. Nun dringt das Chaos in Akaris Welt auch in ihr Bewusstsein durch.

Rin Usami lässt uns in diesem Buch ein Jahr mit ihrer Hauptfigur erleben. Wir lernen diese obsessive Fankultur kennen und die Autorin zeigt hier auch ganz klar die Schattenseiten dieser Welt auf. Obwohl wir mit der Protagonistin tief in der Welt der Idole stecken, bleibt mir die Fankultur trotzdem fremd. Für mich ist es gänzlich unvorstellbar, dass jemand sein ganzen Leben nach einer fremden Person ausrichtet. Dennoch fand ich es interessant, einen Blick in diese Kultur zu werfen.

Als Leser*in erkennt man früh, dass diese Geschichte nicht gut ausgehen kann. Mit Akari steuern wir langsam aber sicher dem Abgrund zu und der Sturz in die große Leere nach dem Idol ist unvermeidbar. Das Drama hat die Autorin gut eingefangen. Ich hätte es aber schön gefunden, wenn auch der Weg raus aus der Misere etwas ausführlicher beschrieben worden wäre. Der Schluss weist zwar die Richtung, aber das Buch ist kurz, ein paar Seiten mehr hätten den Roman etwas runder werden lassen.