Zerstörerische Besessenheit

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karolina_hruskova Avatar

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Rin Usami hat sehr schnell ein beklemmendes Gefühl in mir geweckt. Sie beschreibt wie die Besessenheit der Schülerin Akari für ihr Idol zunimmt und ungesunde, gar selbstzerstörerische Züge annimmt.

Ihr ganzes Leben richtet Akari nach ihrem Idol Masaki aus. Sie plant ihre Arbeitszeiten nach seinen TV-Auftritten, vergisst Schularbeiten wegen seiner Konzerte, bricht die Schule letztendlich ab und ist kaum noch für Außenreize empfänglich. Jede Gesichtsregung, jedes Wort Masakis analysiert sie auf ihrem Blog und ist getrieben von dem Gedanken, ihn kennen und entschlüsseln zu müssen. Ich wollte mehr von Akaris Alltag kennenlernen, ihr Denken verstehen. Rin Usami bietet tiefe Einblicke in die Psyche einer jungen Frau verbunden mit der Sucht nach einem Menschen, der über das Selbst gestellt wird. Fast schon aufopferungsvoll wendet Akari alles, was sie hat – vor allem finanziell – für Masaki auf, bis es fast schon kein Zurück mehr gibt. Bereitwillig wird sie von der Fankultur verschlungen, bis nichts mehr von ihr übrig bleibt.

Erst dann begreift sie, muss sie begreifen, dass Masaki nur ein Mensch ist. Was bleibt nach dieser Erkenntnis zurück? Als Akaris Lebensmittelpunkt plötzlich wegfällt, steht sie einer tiefen, schwarzen Leere gegenüber. Etwa auch einer unüberwindbaren?

»Idol in Flammen« steht für einen kurzen, aber äußerst intensiven Einblick in die (japanische) Idol- und Fankultur. Junge Frauen werden finanziell und emotional ausgebeutet und beim Zusammensturz des Konstrukts sich selbst überlassen. Rin Usami hat darüber einen beeindruckenden Roman geschrieben, der noch lange nachhallt.