Zurecht ein Bestseller

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mike nelson Avatar

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Zurecht ein Bestseller. Die junge japanische Schriftstellerin Rin Usami hat mich mit ihrem schmalen Bändchen "Idol in Flammen" an einer mir fremden Welt teilhaben lassen und dafür sage ich ausdrücklich 'danke'. In etwas über 120 Seiten geht es um Fankultur in Reinform... und wie verführbar das noch nicht vollständig ausgeformte Ich ist, wie durch die Musikindustrie zu Geschäftszwecken hervorgebrachte Musikgruppen/Künstler nicht nur zu Projektionsflächen für die eigenen Sehnsüchte werden, sondern über eine umfängliche Identifikation förmlich zur Selbstaufgabe verführen können. "Ich bin nicht ich, wenn ich nicht Masakis Fan bin. Ein Leben ohne ihn ist nur noch ein Warten auf den Tod." - so Akari, als ihr Idol sich aus dem Showbizz zurückzieht. Akari hat Verschmelzugsfantasien - so besorgt sie sich eine komplette Torte mit dem Abbild ihres Idols und verspeist sie in Gänze... was ihr natürlich nicht gut bekommt. "Schon nach der Hälfte bin ich randvoll, aber mittendrin aufzugeben, käme mir wie Verrat an dem Kuchen und an Masaki vor, also würge ich auch noch den letzten Rest Sahne zusammen mit dem Saft einer zerkauten Erdbeere hinunter." Akari steckt Geld und Zeit in die zwanghafte Erweiterung ihrer Fanartikelsammlung, postet rund um die Uhr Neues von ihrem Idol und vernachlässigt Schule und Arbeitssuche - am allermeisten aber sich selbst. Die Familie bietet keinen Hort der Sicherheit und Geborgenheit und relativ nebenbei stirbt die Großmutter, was aber im Vergleich zu Idol Masaki nur wenig Aufmerksamkeit bekommt. Das beachtliche an dem Kurzroman ist die gewählte Erzählsprache - gerade weil sie zuweilen so nüchtern daherkommt, vergrößert sie den subtilen Horror, welcher umso mehr aus den Zeilen tropft, je weiter die Geschichte fortschreitet. Unbedingte Leseempfehlung!