Routinierter Thriller mit Tempo, aber wenig Überraschung

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wortteufel Avatar

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Winkelmann weiß, wie man Spannung aufbaut – das merkt man der Leseprobe sofort an. Der Einstieg ist direkt, fast filmisch, und soll sofort Nervenkitzel erzeugen: ein mysteriöser Anruf, eine Stimme, die Menschen in den Tod lockt. Die Sprache ist knapp, schnörkellos, auf Tempo und Wirkung getrimmt. Für Fans klassischer Thrillerstrukturen sicher ein solider Start.

Für mich persönlich? Eher nicht. Ich spüre die Mechanik dahinter zu deutlich. Alles wirkt sehr gesetzt, dramaturgisch routiniert – aber wenig überraschend. Figuren werden schnell skizziert, die Dialoge funktionieren, aber ich bleibe auf Distanz. Es fehlt mir die sprachliche Reibung, der psychologische Tiefgang, das Unbequeme, das einen guten Thriller für mich ausmacht.

Ich weiß, dass Winkelmann ein erfahrener Autor ist und seine Bücher zurecht viele Leser:innen finden. Aber ich merke bei mir selbst: Ich suche in diesem Genre eher nach Graubereichen, Ambivalenzen, innerem Druck. Hier ist alles sehr klar auf Spannung ausgelegt – solide gemacht, aber auch recht konventionell.

Fazit: Wer rasante, sauber konstruierte Thriller mag, wird hier sicher gut bedient. Ich persönlich finde zu wenig Eigenes, zu wenig sprachlichen oder emotionalen Sog. Handwerklich gut – aber nicht das, was mich fesseln würde.