Das nächste Mal bitte ohne Boesherz!

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igela Avatar

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In Berlin werden Jungen entführt, deren Eltern ermordet aufgefunden. Für das LKA, allen voran Kriminalhauptkommissarin Olivia Holzmann, ist schnell klar, dass der dubiose Drogenboss Fjodor Sokolov seine Finger mit im Spiel hat. Er wird verhaftet, die Fakten sprechen jedoch für ihn. Olivia Holzmann entschließt sich, ihren ehemaligen Mentor und Exkollegen Severin Boesherz beizuziehen. Dieser hat jedoch mit der Ermittlungsarbeit abgeschlossen. Auch eine Anfrage an die pensionierte Topermittlerin Esther Wardy verhallt ungehört. Dabei hatte sie kurz vor ihrer Pensionierung mit einem ähnlichen Fall zu tun.



Die Handlung, allem voran die Taten und die folgenden Ermittlungen, empfand ich als lahm. Ich denke, das zentrale Problem ist, dass die Taten, das heißt die Entführung von mehreren Jungen und die Ermordung deren Eltern, schon geschehen ist. Es wird immer nur rückblickend darüber gesprochen, was halt dann nicht so prickelnd ist, sondern mit Distanz einhergeht. Die Ermittlungen werden so geführt, dass Kriminalhauptkommissarin Olivia Holzmann das halbe Buch über versucht, den renommierten Ermittler und Exkollegen Severin Boesherz für ihren neusten Fall zu gewinnen. Oft hätte ich ihr am liebsten zugerufen: Investiere diese Zeit lieber in die Ermittlungen als immer wieder bei Boesherz aufzukreuzen und ihn um Hilfe zu bitten. Dieser willigt irgendwann mal ein und Simsalabim stößt er Olivia auf die Identität des Täters.

Was ich als unbefriedigend empfand. Schade, dass Olivia Holzmann so von Boesherz abhängig wurde. Denn was sie bei der Eingangsszene, die auf einem Schiff handelt, gezeigt hat, hatte sehr viel Potenzial. Leider wurde sie immer abhängiger von ihrem ehemaligem Kollegen, dessen Sohn und einer weiteren ehemaligen Topermittlerin.
Bei dem angekündigten nächsten Fall hoffe ich, sie kann sich von den renommierten Ermittlern lösen und ganz wie zu Beginn des Buches zeigen, was sie draufhat. Boesherz empfand ich oft als salbungsvoll, gönnerhaft und in Rätseln sprechend. Ganz fiese Masche, als er nach der Auflösung Olivia die lange Nase gezeigt hat und meinte, er habe das schon gewusst, wollte aber, dass sie es selbst herausfindet. Die Figur hat mir so ganz und gar nicht gefallen, dass ich für mich entschieden habe, die schon erschienen „Bösherz Thriller“ auf keinen Fall lesen zu wollen.

Eine für mich überraschende Wendung betreffend Identität des Täters hat sehr viel gerettet an meiner Bewertung. Auch der Schluss des Buches konnte viel herausholen. Denn Vincent Kliesch hat eine „Zeitdruck“ Szene eingebaut, in der die Ermittlerin sich sehr beeilen muss, damit die Opfer gerettet werden können. Gegen Schluss wird es dann auch tatsächlich richtig spannend und fesselnd.

Ich habe „Auris“ gelesen von Vincent Kliesch, was mir um Längen besser gefallen hat. „Im Auge des Zebras“ ist verschachtelter und die häufigen Perspektivwechsel machen die Handlung unruhig und ab und zu wirr. Da hätte ich mir mehr Ruhe gewünscht. Schade, ich habe mehr erwartet.