Reihen-Spin-off

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
zebra Avatar

Von

Mit Reihen ist das so eine Sache: Sollte man da mittendrin einsteigen? Naja, bei einem Spin-off geht das doch sicher?! Ein Selbstversuch mit Vincent Klieschs „Im Auge des Zebras“.

Der Grundgedanke klingt verlockend: Olivia Holzmann soll einen Fall lösen, bei dem verteilt in Deutschland sieben Teenager entführt werden, deren Eltern kurz danach ermordet werden, und zwar offenbar gleichzeitig und vom selben Täter. Kein Wunder, dass Holzmann wenig Greifbares hat – nur die Zeitnot, deretwegen die entführten Teenager ums Leben kommen könnten, wenn sie nicht rechtzeitig gefunden werden. „Magie“ o. Ä. schließen die Ermittler um Holzmann (ihr Mentor Severin Boesherz und die pensionierte Kommissarin Esther Wardy – beide sperren sich zunächst, kommen dann aber nicht umhin, mitzumischen) aus, doch der Fall verlangt ihnen alles ab …

Ein Täter, der Verbrechen an zeitgleich an verschiedenen Orten begeht, ist eine spannende Prämisse; mein erster Kliesch und gesprochen von Uve Teschner – da kann doch nicht viel schiefgehen, oder? Nein, ging es nicht, aber vollends rund war es auch nicht: Der Beginn ist fulminant, denn der Autor wirft seine Leser bzw. Hörer sofort in die Handlung und früh beginnt man, Informationen auf ihren Wahrheitsgehalt zu hinterfragen, was einen in eine Art Habachtstellung versetzt. Und genau die ist es, die der Geschichte ein Stückweit zum Verhängnis wird. Denn manche der zahlreichen Wendungen sieht man quasi kommen, bei anderen fragt man sich, ob das nicht die Wendung der Wendung der Wendung ist. Man muss schon am Ball bleiben, um die teils zwischen den Text“zeilen“ verborgenen Informationen richtig einzuordnen. Hierzu passt auch, dass die Geschichte aus verschiedenen Perspektiven erzählt wird, denen Teschner unterschiedliche Stimmen gibt, ohne zu „überzeichnen“, auf verschiedenen Zeitebenen spielt und man irgendwann weiß, wer der Täter ist – aber nicht, wie er es angestellt hat. So baut sich eine Art subtilere Form der Spannung auf, deren Auflösung jedoch ein wenig perplex zurücklässt (Echt, das soll jetzt die Lösung sein?). Insgesamt hätte Kliesch um ein Haar bewiesen, dass man auch mit einem nicht skandinavisch blutigen Krimi Spannung erzeugen kann (auch für Leser, die die Boesherz-Reihe nicht kennen), doch rundum zufrieden war ich nicht, weshalb das Buch an sich 3,5 Sterne bekäme, die Teschner dank seines Vortrags noch auf 4 anhebt.