Starker Auftakt

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happymountain Avatar

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„Im Auge des Zebras“ ist in aller Munde und so kam auch ich nicht umhin, meine Neugier zu befriedigen und das neueste Buch von Vincent Kliesch zu lesen. 😊 Das Buch ist der Auftakt einer neuen Thriller-Reihe um die Kommissarin Olivia Holzmann.

Der Plotidee ist echt genial: In ganz Deutschland werden am selben Tag, zur selben Zeit mehrere Kinder entführt – und zwar vom selben Täter! Zumindest weisen alle Beweise darauf hin. Wie kann das sein? Die Kommissarin Olivia Holzmann steht vor einem Rätsel. Da Olivia den Fall nicht allein lösen kann, bittet sie ihren Mentor Severin Boesherz und die pensionierte Polizistin Esther Wardy um Hilfe. Keiner von ihnen scheint jedoch sonderlich gewillt, Olivia zu unterstützen und den entführten Kindern läuft die Zeit davon.

Die Handlung begann super spannend, wenn auch anders als erwartet. (Die Auftaktszene konnte ich mir direkt als Verfilmung vorstellen. Mega!) Es hat einige Seiten gebraucht, bis ich mich in der Geschichte „orientieren“ konnte und ich kann euch versichern, auch die Anfangsszene hat seine Richtigkeit. 😉 Als ich mich dann in der Geschichte zurecht gefunden hatte, war ich äußerst fasziniert von dem Rätsel, vor dem Olivia stand: Wie ist es möglich, dass eine Person zur selben Zeit deutschlandweit mehrere Kinder parallel entführen konnte?! Mir fiel da partout keine Möglichkeit ein...

Klieschs Schreibstil gefiel mir beim Lesen richtig gut. Ich konnte mir alles bildlich und lebhaft vorstellen. Und obwohl der Autor seine Figuren nicht aus der Ich-Perspektive erzählen lässt, hatte ich recht schnell einen Draht zu der Protagonistin Olivia Holzmann. Bei den anderen Figuren hatte ich diese Verbindung nicht. Keine der anderen Charaktere habe ich schnell durchschaut, das machte das Miträtseln aber umso spannender. Ich wurde das Gefühl nicht los, dass ich etwas übersehen hatte und nicht jede Figur mit offenen Karten spielte. Ganz vorn dabei natürlich Severin Boesherz, der daraus aber auch keinen Hehl macht. Er wollte Olivia anstacheln, selbst die Lösung herauszufinden. Zu Boesherz habe ich keinen Zugang gefunden. Er war wie Teflon 😅 und wirkte auf mich wie eine Mischung aus Monk und Maarten S. Sneijder aus der Todesreihe von Andreas Gruber: Er hat eine Vorliebe für Designeranzüge und das passende Schuhwerk. Allerdings verfügt er nicht nur über einen eleganten Kleidungsstil, sondern auch über ein Auge für „wichtige Nebensächlichkeiten“, die anderen entgehen. Außerdem hat er ein unfassbares analytisches Denkvermögen und eine hervorragende Kombinationsgabe. Das gefiel mir und dadurch faszinierte er mich als Figur, obwohl ich ihn nicht sonderlich sympathisch fand.

Olivias Fähigkeiten kamen mir im Buch dafür etwas zu kurz. Ihre Ermittlungsarbeit wurde so gut wie gar nicht dargestellt. Sie hetzte nur von einem kryptischen Hinweis zum Nächsten. In einer anderen Rezension las ich, dass Olivia als Marionette bezeichnet wurde. Das trifft es meines Erachtens leider ganz gut und ich finde es persönlich sehr schade. Sie hätte ruhig öfter glänzen dürfen.

Aber zurück zur Story: Viele kurze Kapitel und Perspektivwechsel sorgten dafür, dass ich „Im Auge des Zebras“ schnell gelesen habe. Ich hatte dabei allerdings tausend Fragen im Kopf und nach und nach hat der Autor mir diese genommen. Den Plot finde ich echt - wie oben schon erwähnt - genial. An der einen oder anderen Stelle hat es mir vielleicht einen winzigen Moment zu lang gedauert, bis die Puzzleteile gelüftet wurden. Ich bin aber auch ein sehr ungeduldiger Mensch. 😅 Am Ende verknüpft Kliesch die Handlungsstränge geschickt und stimmig. Alles passt hervorragend zusammen und alle großen Fragen wurden geklärt. 😊

Bevor ich es vergesse: Es gab ein Kapitel im Buch, das mich sehr hat schmunzeln lassen und gleichzeitig zum Nachdenken anregte. Es ging hierbei um „die Unsicheren und die Mündigen“. Eine toll verpackte Kritik an unserer Gesellschaft und die "Vergewaltigung der deutschen Sprache" (Zitat von Dieter Hallervorden). Chapeau, lieber Vincent Kliesch! #GegenBürgerInnenMeisterInnen und
#VegetarischeMetzger

Insgesamt ist „Im Auge des Zebras“ ein empfehlenswerter Reihen-Auftakt, auch wenn ich bei den Figuren noch Potenzial nach oben sehe. (Vielleicht fehlte es mir wirklich an Hintergrundwissen zu Boesherz?!)
Vincent Klieschs neuester Thriller ist wendungsreich, ausgeklügelt und auch für erfahrene Thrillerfans nicht schnell und nicht in Gänze zu durchschauen, da bin ich mir recht sicher. Ich wurde definitiv gut unterhalten und werde die Reihe weiterverfolgen. 😊