Versteckspiel auf Leben und Tod

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hanawiddige Avatar

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Der fulminante Auftakt von Vincent Klieschs Thriller „Im Auge des Zebras“ wirft spannende Fragen auf. Die Handlung um Ermittlerin Olivia Holzmann scheint zu Beginn in der Sphäre des Fantastischen angesiedelt zu sein und erweist sich zunehmend realer und verstrickter als gedacht.
Gekonnt gelingt es dem Autor die einzelnen Erzählstränge nach und nach so miteinander zu verbinden, dass keine Fragen offen bleiben, auch wenn das, was dabei zu Tage tritt sich auch nicht einfach wie ein Knoten lösen lässt, sondern eher wie ein Knäuel von Kommissarin Olivia Holzmann entwickelt wird.
Da gibt es nicht nur die Ermittlerin selbst, sondern auch ihren Freund Marvin, ihren Mentor Severin Boesherz und dessen Sohn Ferdinand, die vor zwanzig Jahren entführten Zwillinge Karl und Kai, Ermittlerlegende Esther Wardy und die sieben entführten Jungen, die jeden Tag auf ihre Befreiung hoffen und die Olivia finden will.
Die Figuren wirken besonders dadurch greifbar und authentisch, dass die einzelnen kurzen Kapitel abwechselnd aus verschiedener Sicht geschildert sind. Als Leser vollzieht man ihr Denken, ihr Fühlen, ihre Entwicklung und ihre Sicht auf die Dinge Schritt für Schritt nach, auch wenn man nicht in alle seelischen Abgründe blicken kann. Das „Entführungsspiel“ gegen die Zeit bleibt bis zur letzten Minute fesselnd.
Das Motiv des Zebras zieht sich augenfällig durch das gesamte Werk, angefangen beim mehr als passenden Cover. Das Auge des Zebras wird zum Symbol für die Gegensätze Schutz und Ausgeliefertsein, Aufklärung und Krankheit.
Obwohl ich keine weiteren Thriller des Autors kenne, machen die geschickte Erzählstruktur und Figurenzeichnung Lust auch andere Fälle, in denen Boesherz, Wardy und Holzmann in Erscheinung treten, zu lesen.
Ein Buch für alle, die bei der Thrillerlektüre durchdachte Handlungsstrukturen mit Überraschungseffekt mögen!