Beklemmende Stimmung

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roma84 Avatar

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Leonora wird nach 10 Jahren Funkstille zwischen ihr und ihrer ehemals besten Freundin Clare zu deren Junggesellinnenabschied eingeladen. Da ihr das seltsam vorkommt und sie auch eigentlich keine Lust darauf hat, ist sie hin und her gerissen, ob sie teilnehmen soll oder nicht. Aber ihre Freundin Nina, die ebenfalls eingeladen ist, überredet sie schließlich.
Gemeinsam fahren sie zu dem Glashaus mitten im Wald, welches der Tante von Clares Trauzeugin Flo gehört. Leonora und Nina sind sich nach wie vor nicht schlüssig, warum sie zu diesem Junggesellinnenabschied in recht kleiner Runde eingeladen worden sind. Der Grund dafür wird noch mysteriöser, als Clare Leonora gesteht, dass sie deren Ex-Freund James heiraten wird. Die Trennung liegt ebenfalls viele Jahre zurück, Clare war damals als große Stütze an Leonoras Seite. Aber danach brach der Kontakt ab und Leonora hat diese Trennung nie ganz verwunden. Und nun wird sie plötzlich wieder mit den alten verletzten Gefühlen konfrontiert.
Flo gibt sich die größte Mühe, den Junggesellinnenabschied für ihre Freundin Clare perfekt zu gestalten. Es gibt viel Alkohol und auch andere Stimmungsmacher. Die Stimmung ist dennoch fast ununterbrochen sehr gereizt. In der zweiten Nacht eskaliert die Situation, es gibt einen Eindringling im Haus, einen Schuss und die Ereignisse überschlagen sich...
...nur was genau ist passiert? Diese Frage stellt sich Leonora als sie plötzlich im Krankenhaus aufwacht und auch der Leser stellt sich diese Frage und zwar bis kurz vor Ende des Buches. Ruth Ware hat hier ein wirklich bis zum Ende spannendes Buch geschrieben. Die Geschichte wird abwechselnd in der Vergangenheit und in der Gegenwart geschrieben, wodurch sich die Handlung für den Leser aus zwei Richtungen erschließt. Aber wenn man denkt, dass sich nun die Ereignisse der Nacht dem Leser und Leonora langsam Stück für Stück offenbart, liegt man falsch. Die Situation wird immer undurchsichtiger und die Erkenntnis, wer der Täter sein könnte scheint immer weiter in die Ferne zu rücken. Denn je mehr Leonora versucht die Ereignisse der Nacht und mögliche Motive zu rekonstruieren, umso verdächtiger wird jeder der damals Anwesenden.
Mir persönlich kamen diese Gänsehautmomente etwas zu kurz. Diese nervenzerreisenden Momente, die Fußspuren im Schnee und Geräusche in der Nacht, hätte die Autorin sehr gern noch etwas ausschmücken können.
Die Charaktere fand ich sehr gut ausgearbeitet. Man wusste gleich, wen man mag und wen nicht. Und auch die Umgebung und das Haus waren sehr bildhaft beschrieben, sodass man sofort eine beklemmende Stimmung spürte, sobald die Dämmerung einsetzte und man sich in dieses Glashaus mitten im dunklen dunklen Wand versetzt fühlte.
Ein sehr gelungenes Debüt von Ruth Ware.