Wie ermittelt man ohne Tatspuren?

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Buchmeinung zu Pernilla Ericson – Im Feuer

„Im Feuer“ ist ein Kriminalroman von Pernilla Ericson, der 2022 bei Fischer in der Übersetzung von Friederike Buchinger erschienen ist. Der Titel der schwedischen Originalausgabe lautet „300 Grader“ und ist 2020 erschienen.

Zum Autor:
Pernilla Ericson ist erfolgreiche Krimi-Autorin und Journalistin. In ihrer Arbeit für Zeitungen und TV befasst sie sich viel mit Klimawandel und sozialer Gerechtigkeit. Diese Themen bringt sie auch in ihre Spannungsromane ein: Ihre neue Reihe um die Polizistin Lilly Hed eroberte in Schweden die Bestsellerlisten und verhalf ihr auch international zum Durchbruch. Pernilla Ericson lebt in Stockholm.

Klappentext:
Schweden erlebt einen Rekordsommer, die Brandgefahr ist hoch. Die junge Ermittlerin Lilly Hed hat sich aus Stockholm ins idyllische Nynäshamn an der Schärenküste versetzen lassen. Doch sie entkommt weder ihrer belastenden Vergangenheit noch den Feuern, die bald den ganzen Ort bedrohen. Menschen sterben in den Flammen – waren es Unglücksfälle? Lilly gerät in eine fieberhafte Ermittlung, während Feuerwehrchef Jesper mit seinen Leuten gegen die unerbittlichen Brände kämpft. Aber was machst du, wenn alle Spuren buchstäblich in Rauch aufgehen?

Meine Meinung:
In diesem Buch haben fast alle relevanten Figuren Geheimnisse, die sie belasten. Erst im weiteren Verlauf werden diese Stück für Stück gelüftet. Der Roman spielt auf zwei Zeitebenen, meist aber in der jetzigen Zeit. Hin und wieder werden Szenen geschildert, in denen vor 20 Jahren ein junger Mann von mehreren Personen sehr heftig gemobbt wird. Diese Szenen sind aus der Sicht des Opfers beschrieben und wirken sehr bedrückend. Die aktuellen Szenen werden aus verschiedenen Perspektiven erzählt, zum Teil auch aus dem Blickwinkel der Opfer. So ist dem Leser lange vor den Ermittlern klar, dass es sich um Morde mit Feuer handelt. Die Brände zerstören fast alle Spuren und werden vorerst als Unglücksfälle gesehen.
Lilly Hed ist eine sympathische junge Frau und erfolgreich Polizistin, die aus privaten Gründen in der Provinz anheuert. Dort trifft sie auf den Feuerwehrmann Jesper, der den Krebstod seiner Frau noch nicht überwunden hat. Die Annäherung der beiden erfolgt nicht problemfrei und ist von Rückschlägen gezeichnet. Mangels Beweisen wird der Fall quasi von hinten angegangen. Lilly kontaktiert zwei Fachleute zu den Themen, wer mit Feuer tötet und welche Merkmale sind nach einem Brand relevant. Die Spannung ist lange Zeit auf die auftretenden Brände, ihre Bekämpfung und die Suche nach Opfern aufgebaut. Die Mordermittlungen stehen erst spät im Mittelpunkt. Trotzdem habe ich mich jederzeit gut unterhalten gefühlt, weil der Ansatz einleuchtet und auf eine ruhige Art spektakulär ist. Der Plot ist komplex, die Figuren vielschichtig und der Erzählstil hat mich gefesselt. Es gibt einige überraschende Wendungen, einen soliden Showdown und eine plausible und nachvollziehbare Auflösung.

Fazit:
Ein ungewöhnlicher Spannungsroman, der mit einer komplexen Handlung und vielschichtigen Figuren brilliert. Deshalb vergebe ich gerne fünf von fünf Sternen (90 von 100 Punkten) und spreche eine klare Leseempfehlung aus.