Ein atmosphärischer Kriminalroman mit psychologischer Tiefe

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Die Leseprobe zu Im Finsterwald beginnt ruhig und doch voller unterschwelliger Spannung. Marie Hermanson führt die Leser*innen in das Göteborg der 1920er Jahre und zeichnet mit detailreichem Stil eine Welt zwischen bürgerlichem Alltag, sozialem Wandel – und dunklem Geheimnis.

Im Zentrum steht das Verschwinden eines jungen Mädchens im Naturkundemuseum – und die Ermittlungen des stillen, nachdenklichen Polizisten Nils Gunnarsson. Die Handlung entfaltet sich aus mehreren Blickwinkeln: Da ist das engagierte Kindermädchen Maj, das sich um vier Kinder kümmert; da ist Ellen, eine junge Frau mit Vergangenheit, die plötzlich mitten in die Ereignisse gerät; und da sind Kinder, die mehr zu wissen scheinen, als sie sagen.

Was die Leseprobe besonders lesenswert macht, ist Hermansons ruhiger, präziser Stil. Sie beschreibt mit leiser Ironie und klarem Blick soziale Konventionen, familiäre Spannungen und zwischenmenschliche Abgründe. Besonders gelungen ist die Darstellung der Kinder – nicht idealisiert, sondern eigenwillig, mal zart, mal bedrohlich. Die Stimmung ist durchgehend leicht unheimlich, ohne ins Übernatürliche abzugleiten – was dem Roman eine psychologische Dichte verleiht.

Kritisch anzumerken ist allenfalls, dass der Einstieg eher langsam ist. Wer schnelle Spannung erwartet, könnte ungeduldig werden. Aber wer Atmosphäre, Sprache und vielschichtige Figuren schätzt, wird mit dieser Leseprobe mehr als belohnt.