Zwischen Honigduft und Eiseskälte – ein vielversprechender Auftakt mit Schattenseiten

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saskian Avatar

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Marie Hermanson entwirft in Im Finsterwald eine dichte Atmosphäre zwischen poetischer Kindheitsszenerie und düsterem Kriminalfall. Der Einstieg im Naturhistorischen Museum ist bildreich und suggestiv – mit zarten Beobachtungen aus Majs Perspektive, durchzogen von einer fast traumartigen Stimmung. Diese Szenen wecken Neugier, machen aber auch leicht misstrauisch: Die Idylle scheint trügerisch.

Im Kontrast dazu steht die Einführung von Wachtmeister Nils Gunnarsson, dessen Alltag und inneres Erleben mit einem Hauch von Melancholie und subtilem sozialen Kommentar erzählt werden. Hermanson gelingt es hier, historische Atmosphäre aufzubauen, wenngleich sich einige Passagen etwas in der Detailfülle verlieren und dadurch den Spannungsfluss bremsen.

Stilistisch überzeugt der Text durch feine Zwischentöne und stimmige Bilder, doch der Wechsel zwischen den Perspektiven wirkt stellenweise abrupt. Auch die Einführung der Krimihandlung – das Verschwinden des Mädchens – kommt eher beiläufig als dramatisch daher, was irritieren, aber auch bewusst gesetztes Stilmittel sein kann.

Fazit: Trotz kleiner Stolperstellen und erzählerischer Umwege hat der Roman eine besondere Stimmung und Figurenzeichnung, die mich neugierig machen, wie sich die Geschichte weiter entfaltet. Ich bin gespannt, welche Abgründe sich hinter der scheinbar stillen Oberfläche auftun.