Zwischen Käfern und Geheimnissen

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timothy Avatar

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Schon nach wenigen Seiten zieht Marie Hermanson ihre Leser*innen in einen atmosphärisch dichten Kriminalroman mit fast märchenhaftem Ton. Die Leseprobe beginnt im Naturkundemuseum, wo sich Kinder in einer bizarren Mischung aus kindlicher Fantasie und drohender Gefahr verlieren – und plötzlich eines von ihnen verschwindet. Diese Ausgangssituation weckt sofort Spannung und Neugier.

Besonders gelungen ist der Wechsel zwischen verschiedenen Perspektiven: Maj, das junge Kindermädchen, wirkt authentisch und liebevoll gezeichnet, während der Polizist Nils eine ruhige, fast melancholische Ermittlerfigur darstellt. Auch die Nebenfiguren – wie der überforderte Vater, die warmherzige Ellen oder der rätselhafte Junge Tore – sind vielschichtig und tragen zur beklemmenden Atmosphäre bei. Tore in seiner Mischung aus kindlicher Unschuld und unheimlicher Gewissheit ist ein Highlight der Leseprobe.

Hermansons Stil ist angenehm zu lesen, mit vielen feinen Beobachtungen, die sowohl Charaktere als auch Umgebungen lebendig werden lassen. Das Erzähltempo ist ruhig, aber nie langweilig – eher subtil unheimlich. Die Sprache wirkt durchdacht, mit bildhaften Vergleichen und psychologischem Tiefgang.

Die Kombination aus historischer Kulisse, psychologischem Krimi und einer Prise nordischer Mystik macht Lust auf mehr. Besonders Leser*innen, die skandinavische Krimis mit literarischem Anspruch mögen, könnten hier voll auf ihre Kosten kommen.

Fazit: Vielversprechender Auftakt mit starker Atmosphäre, einer spannenden Grundidee und feinen Figurenzeichnungen. Ich bin sehr gespannt, wie es weitergeht!