Ein leiser Krimi mit Tiefgang und Atmosphäre

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jordis Avatar

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Ich bin ohne große Erwartungen an „Im Finsterwald“ herangegangen und wurde positiv überrascht. Die Geschichte spielt 1926 in Göteborg und beginnt mit dem Verschwinden der kleinen Alice bei einem Museumsbesuch. Klingt wie ein klassischer Krimi, entwickelt sich aber eher zu einem psychologischen Puzzle.

Was mir richtig gut gefallen hat: Die Figuren wirken echt und glaubwürdig, und ich mochte es sehr, wie die Autorin es schafft, die Atmosphäre fast filmisch wirken zu lassen, besonders das Naturhistorische Museum hatte ich sofort lebhaft vor Augen.

Und auch wenn der Fall im Zentrum steht, geht es inhaltlich auch sehr viel um die Menschen dahinter. So schafft der Roman es, eine spannende Kriminalgeschichte mit Einblicken in familiäre und gesellschaftliche Strukturen jener Zeit zu verbinden. Es geht z.B: um psychische Krankheiten, gesellschaftlichen Druck, Verantwortung und Familie.

Zugegeben, zwischendurch zieht sich die Handlung ein bisschen, es gibt Passagen, in denen gefühlt wenig passiert. Aber am Ende fügen sich die Puzzleteile sehr stimmig zusammen. Wer also einen klassischen Schwedenkrimi mit viel Blut und Tempo erwartet, ist hier falsch, wer aber Lust auf eine stimmungsvolle, ruhig erzählte Kriminalgeschichte mit historischem Flair hat, wird bestimmt Freude daran haben. Für mich ein besonderes Buch, das sich angenehm vom Krimi-Mainstream abhebt.