Ermittlungen im winterlichen Göteborg

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dimity74 Avatar

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Das junge Kindermädchen Maj ist mit ihren Schützlingen im Naturhistorischen Göteborg unterwegs, die Kinder lieben es, sich die ausgestellten Tiere anzusehen. Kurz vor der Schließung ist die Älteste plötzlich verschwunden und die Suche der Museumsmitarbeiter bleibt erfolglos, von der neunjährigen Alice fehlt jede Spur. Der Polizist Nils wird mit den Ermittlungen betraut und versucht mit Hilfe seiner Exfreundin Ellen das Kind zu finden.

Historische Kriminalromane sind nur bedingt meins, hier war ich aber zu allererste vom Cover angetan, das mich mit seiner Düsternis direkt angesprochen hat. Die Geschichte, rund um das Verschwinden eines Kindes, klang ebenfalls spannend. Die Autorin verlegt ihren Kriminalfall an einen realen Ort, das Naturhistorische Museum in Göteborg und sie räumt der Lokation viel Raum in der Geschichte ein. Hier spielt sich ein Großteil der Ermittlungsarbeit ab und man erhält als Leser einiges an Informationen über das Museum, seine Entstehungsgeschichte und besonders über die Dioramen, die einen wichtigen Platz in der Story einnehmen und noch heute unverändert zu bestaunen sind.

Marie Hermanson schreibt fließend und leicht, aber mit einer gewissen Hintergrundspannung. Ihre Figuren sind klar gezeichnet und wecken direkt Emotionen beim Leser, besonders natürlich das Kindermädchen Maj, selbst noch ein halbes Kind und der Vater der verschwundenen Alice. Gerade den familiären Hintergründen wird viel Platz eingeräumt. Die Arbeit der Polizei, ganz ohne die Möglichkeiten der heutigen Zeit, wird sehr anschaulich dargestellt. Es ist spannend, aber auch frustrierend, wenn man Nils bei den Befragungen begleitet und mühsam aus den Aussagen der Beteiligten ein Gesamtbild zusammenfügen muss. Der Kriminalfall baut sich so auch eher langsam und ruhig auf, es gibt immer wieder Ansätze, die sich letztlich als Sackgasse herausstellen, Motive und Verdächtige stehen und fallen mit neuen Erkenntnissen.

Als Leser glaubt man recht schnell, die Richtung erkannt zu haben, in die sich die Geschichte entwickelt, wird aber auch hier immer wieder von den neuen Entwicklungen beeinflusst. Die grobe Richtung ist allerdings bei mir immer gleich geblieben, da war einfach von Anfang an so ein beklemmendes Gefühl. Von der finalen Auflösung bin ich dann aber doch überrascht worden, ich finde sie wirklich gut konstruiert und durchaus nachvollziehbar.

Der Kriminalroman ist über lange Strecken hinweg eher ruhig, Spannung kommt erst zum Ende hin etwas auf, trotzdem liest sich das Buch sehr gut weg und hält einen als Leser bei der Stange. Es ist hier eher das Hintergründige, die Figuren und das Düstere, fast schwermütige Setting, das mich gefesselt hat. Das Cover gibt die Grundstimmung des Buches wirklich gut wieder. Wer mehr Action sucht, sollte eher ein anderes Buch wählen. Es gibt im Übrigen auch eine Vorgeschichte zu Nils und Ellen, auf die im Buch ab und zu Bezug genommen wird, es ist allerdings nicht zwingend notwendig diese zu kennen, man kann das Buch gut für sich allein lesen.