Zwischen Vitrinen und Verlust - aber ohne Nervenkitzel

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néeastern Avatar

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Das Cover von Im Finsterwald hat mich sofort angesprochen - düster, geheimnisvoll, mit einer klassischen Krimi-Ästhetik, die gut zum historischen Setting passt. Die Gestaltung weckt Erwartungen an eine atmosphärische Geschichte, was der Roman anfangs auch gut einlöst.

Die Handlung beginnt spannend: Ein Mädchen verschwindet während eines Familienausflugs im Naturhistorischen Museum von Göteborg. Die Idee, einen Kriminalfall in dieser Umgebung und im Schweden der 1920er Jahre anzusiedeln, fand ich originell und vielversprechend. Das Museum als Handlungsort verleiht dem Ganzen eine unheimliche, fast märchenhaft-düstere Stimmung. Leider konnte die Geschichte dieses Niveau für mich nicht halten.

Nach einem starken Einstieg flacht die Spannung deutlich ab. Die Handlung zieht sich über weite Strecken, und obwohl die Grundatmosphäre dicht bleibt, hatte ich oft das Gefühl, auf der Stelle zu treten. Es fehlen emotionale Höhepunkte und überraschende Wendungen, die das Geschehen mitreißender gemacht hätten.

Der Schreibstil ist solide, aber sehr nüchtern und stellenweise etwas distanziert. Besonders bei den Figuren hätte ich mir mehr Tiefe gewünscht. Viele Charaktere wirken eher funktional als lebendig, wodurch es mir schwerfiel, mit ihnen mitzufühlen. Die Ermittlungen blieben für mich dadurch eher blass.

Im Finsterwald ist ein Buch für Leser/innen, die historische Settings und ruhige Krimis mit viel Atmosphäre schätzen.
Wer allerdings nach Spannung, emotionaler Tiefe und komplexen Figuren sucht, könnte enttäuscht sein.