oberflächlicher Liebesroman vor historischer Kulisse

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mrs-lucky Avatar

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Im Jahr 1890 reist die junge Lehrerin Isabel Maritz nach Neuguinea, um einen dort lebenden  Missionar zu heiraten, den sie über einen Briefkontakt kennen gelernt hat. Bei ihrer Ankunft muss sie jedoch fest stellen, dass ihr Verlobter Conrad wenige Tage zuvor am Schwarzwasserfieber verstorben ist. Sie findet zunächst Unterschlupf bei dem Kolonialbeamten Bertold von Faber und seiner Schwester Henriette. Vor einer möglichen Rückreise will sie zumindest kennenlernen, wie Conrad gelebt hat und reist von Finschhafen weiter in die Missionsstation Simbang. Dort wird sie von den Missionsbrüdern mit offenen Armen empfangen. Da sie ausgebildete Lehrerin ist und sich vor ihrer Abreise Kenntnisse in Krankenpflege angeeignet hat, kann sie die Männer in der Mission bald tatkräftig unterstützen und lernt durch den Umgang mit den Eingeborenenfrauen sich mit ihnen zu verständigen. Besondere Unterstützung erhält sie bei ihrem Einleben durch den Mischling Noah, der für Conrad als Übersetzer gearbeitet hat. Mit der friedlichen Ruhe ist es jedoch vorbei, als bei einem Besuch Berthold von Fabers mit Geschäftsfreunden in Simbang  ein holländischer Kaufmann ermordet wird. Schnell gerät Noah in Verdacht, der sich nicht anders zu helfen weiß, als mit Isabel als Geisel in den Urwald zu fliehen.

Der Roman wird als „historischer Roman“ platziert, ist in meinen Augen jedoch eher eine Liebesgeschichte, die in einen historischen Hintergrund gesetzt wurde. Der Roman orientiert sich zwar grob an historischen Gegebenheiten, erhebt aber weder den Anspruch auf historische Korrektheit, noch erhält der Leser tiefer greifende Erkenntnisse über die damalige Zeit. Der Roman erscheint in vielen Punkten sehr oberflächlich; so werden zwar Besonderheiten im Leben der damaligen Zeit und dem Leben in den Kolonien angesprochen, ein wirklich deutliches, authentisches Bild entsteht jedoch nicht. Noahs Herkunft scheint Geheimnis umwogen zu sein, die Auflösung ist letztendlich eher banal. Die Flucht Noahs mit Isabel durch den Dschungel könnte spannend sein, wird aber von einer kitschigen Romantik überlagert, die ihr die reale Dramatik nimmt. Das mag daran liegen, dass die Geschichte in weiten Teilen aus der Sicht Isabels erzählt wird, die sich in erster Linie durch ihre Naivität auszeichnet. Ihre Person habe ich als unausgewogen empfunden, einerseits reist sie mutig in ein fremdes Land und bereitet sich gezielt auf das Leben dort vor, andererseits scheint sie keinerlei Menschenkenntnis oder Lebenserfahrung zu besitzen. Ihre oft unlogischen Handlungen und Entscheidungen sind mit ihrer Erziehung nicht zu erklären.

An einigen Stellen habe ich die Entwicklungen in dem Roman als unlogisch empfunden, insgesamt hat mich die Geschichte nicht wirklich angesprochen und überzeugt.