Solider Krimi, dessen Schreibstil nicht überzeugen kann

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Das Cover finde ich tatsächlich nicht so richtig aussagekräftig. Ja, es passt perfekt zum Setting, aber es sieht eben auch aus wie viele andere Krimis oder Romane. Er wäre mir in der Buchhandlung vermutlich nicht weiter ins Auge gesprungen, auch wenn die Gestaltung ja grundsätzlich gelungen ist.

Mit der Story ist es allerdings recht ähnlich: Auf ihrem Weg von der Schule nach Hause findet die kleine Frida einen Toten. Bei diesem handelt es sich um den bekannten Waldschützer Mats Anderberg, der sich in seiner Heimat viele Feinde damit gemacht hat, dass er nur noch nachhaltige Forstwirtschaft in den Wäldern Järmlands will. Die Stockholmer Ermittler Maya Topelius und ihr Kollege Pär Stenqvist sollen herausfinden, wer den Umweltschützer so unbedingt loswerden wollte, dass er ihn in dem einsamen Waldstück ermordet hat. Dabei stellen sie fest, wie viele Feinde er sich mit seinen Zielen, aber auch durch seine Art gemacht hat, doch es ist nicht immer alles so, wie es zu Beginn scheint und als ein kleines Mädchen im Wald verschwindet, könnte es schon zu spät sein.

Ich lese eigentlich ziemlich gerne Krimis, doch das ist in der letzten Zeit ein wenig kurz gekommen, sodass ich mich gefreut habe, mal wieder einen lesen zu können, zumal die Stimmung in diesem perfekt zum Wetter passt. Komplett überzeugen konnte er mich allerdings nicht, was auch am Schreibstil liegt. Ich fand diesen zwar durchaus fesselnd, manchmal aber auch sehr umständlich. Nicht weil er besonders kompliziert gewesen wäre, sondern eher weil er gestelzt und manchmal ein bisschen unnatürlich wirkt. Besonders fällt das bei Gesprächen auf, die man so auf die Art niemals führen würde. Natürlich muss man keine Umgangssprache verwenden, das macht Bücher dann oftmals auf eine andere Art unnatürlich, aber hier wirkt es oft zu stringent und logisch im Ablauf. Auch die Sicht des Kindes fand ich immer wieder unglaubwürdig. Natürlich ist Frida kein Kleinkind mehr und mit zehn bekommt man mehr mit, als viele Erwachsene einem zutrauen, aber oft wirkten ihre Überlegungen überhaupt nicht kindgerecht, sondern eher wie die einer älteren Person. Vor allem im Kontrast dazu, dass sie bei manchen Dingen dann wieder deutlich jünger als zehn wirkt, fand ich das nicht so ganz überzeugend. Aber natürlich ist dennoch jedes Kind anders und vielleicht ist es eher der manchmal fast nüchterne Schreibstil auch im Kontext von Fridas Erzählung, der dafür sorgt, dass ich es wenig überzeugend fand. Irritierend war für mich zunächst auch, dass alle geduzt werden, das ist in Deutschland ja eher unüblich, eventuell wäre hier eine Erklärung gut gewesen, dass das in Schweden total normal ist, selbst wenn man die Leute nicht kennt. Ich fand aber gut, dass man es so durchgezogen hat, weil es einfach ein besseres Verständnis des Umgangs in Schweden miteinander entstehen lässt.

Durch den Schreibstil hatte ich auch mit den Charakteren so ein bisschen meine Probleme. Ich mochte Maya und Pär eigentlich ziemlich gerne, zumal sie als Partner so wunderbar harmonisch waren. Mir gefiel, dass es keine Probleme zwischen ihnen gab, sondern sie vielmehr recht gute Freunde waren, die sich in Bezug auf die Ermittlungen wirklich gut ergänzt haben. Aber ich hatte Probleme vor allem Maya zu greifen. Ich habe oft nicht verstanden, warum sie auf eine bestimmte Art handelt. Es wirkte sehr oft so, als müsste sie das tun, weil es eben Teil der Handlung ist, nicht weil sie sonst so handeln würde. Das bedeutet nicht, dass ich den Fall nicht hätte spannend gefunden hätte, ich mochte es eigentlich so sehr gerne, wie viel man über nachhaltige Forstwirtschaft lernt und wie wenig das in Schweden (und vermutlich auch sonst auf der Welt) angewendet wird. Das reicht allerdings nicht aus, um mich komplett in die Geschichte zu ziehen. Es bleibt alles in allem für mich einfach etwas oberflächlich und ich kann nicht so richtig mitfiebern, was ich unbedingt brauche, um mich richtig in einen Krimi hineinzuziehen lassen zu können.