Facettenarmes Bild von Frauen mit (un)erfülltem Kinderwunsch

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jannehanne Avatar

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Die Grundidee des Buches hat mich anfänglich sehr begeistert und neugierig gemacht: eine Frau mit unerfülltem Kinderwunsch wacht plötzlich in einem Parallelleben "nebenan" auf - in ihrem alten Heimatdorf, verheiratet mit ihrer Jugendliebe und der frisch geborenen kleinen Tochter Hanna im Eigenheim lebend. Als Leser erfährt man abwechselnd aus beiden Leben und bekommt nach und nach Antwort auf die Frage "Was wäre gewesen, wenn...?".
Das Cover mit der Frau, der das Wasser mehr als über dem Halse hinaus steht, ist einladend. Die Sprache ist lebendig und insgesamt liest das Buch sich sehr flüssig. Allerdings hat mich der larmoyante Grundton zunehmend gestört. Das Leben von Frauen (mit unerfülltem/erfülltem Kinderwunsch) scheint laut Anne Sauer eines der härtesten zu sein. Besser gar keinen Kinderwunsch haben und völlig autark sein Leben ohne Kinder leben (Ironie Ende).
Ich lese gerne Bücher, die die Rollenbilder und die unterschiedlichen Erwartungen an die Geschlechter in der Gesellschaft hinterfragen. Anne Sauer sagt selber zu ihrem Buch: "Es geht um Selbstbestimmtheit, um Entfremdungsgefühle, es geht um Partnerschaft, um Familie, um Heimat, ein Zuhause finden". Für mich blieb der Roman dabei aber facettenarm und die Figuren im Selbstmitleid verhaftet. Hinsichtlich Selbstbestimmtheit, gar -ermächtigigung habe ich wenig herauslesen können.