Was wäre wenn ...

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miro76 Avatar

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Toni hat das Kleinstadtleben hinter sich gelassen, lebt mit ihrem Hipsterfreund in einer tollen Altbauwohnung und ist erfolgreich in ihrem Job. Doch ihre Freunde ziehen mit Kleinfamilie ins Umland, während Tonis eigener Kinderwunsch unerfüllt bleibt. Der Druck, den das Umfeld unbeabsichtigt ausübt und die Tatsache, dass Sex keinen Spaß mehr macht, sondern zur Aufgabe wird, lassen sie fast zusammenbrechen.

Doch plötzlich wacht sie in ihrer ehemaligen Heimatstadt auf mit einem Baby und den Mann, den sie zu Schulzeiten liebte, neben sich. Ihre Verwirrung ist groß, das plötzliche Kind überfordert sie und sie versucht anfangs diesem "neuen" Leben zu entfliehen.

Erzählt wird in abwechselnden Abschnitten. Wir lesen von Toni und Antonia. Die eine hat den Absprung geschafft, die andere ist geblieben. Das Szenario ist so nicht ganz unbekannt und die Frage, was wäre wenn, hat sich wohl jede*r schon mal gestellt.

Auch die Problematik des unerfüllten Kinderwunsches ist in unserer Zeit allen ein Begriff. Ich denke, alle Menschen kennen Paare die damit hadern oder den steinigen Weg der künstlichen Befruchtung beschreiten. Mit Antonia zeigt die Autorin auf, dass auch mit Nachwuchs nicht alles eitel Wonne ist. Als Mutter bleibt man anfangs selbst auf der Strecke. Man muss sich in die neue Rolle einleben und sich seine Freiräume schaffen.

Warum ich es so empfinde, dass das "was wäre wenn" hier nicht ganz aufgeht, ist die Tatsache, dass Toni, die in der Großstadt weiter sozialisiert wurde, plötzlich als Antonia wieder Kleinstädterin ist. Doch Antonia ist nie weggezogen, hat nie Großstadtluft geschnuppert und hat nie den Mut bewiesen, ihre eigenen Wege zu beschreiten. Antonia wäre ein komplett anderer Mensch! Sie würde anders denken und handeln. Viele ihrer Zweifel hätte sie nicht, denn sie würde bestimmt weniger hinterfragen. Und die Tatsache, im anderen Leben aufzuwachen, ist ausreichend, um komplett durch den Wind zu sein und als verrückt zu gelten.

Es ist völlig normal, dass Antonia mit dem Baby vorerst nicht zurecht kommt, denn sie hatte keine neun Monate Zeit, sich darauf vorzubereiten, kann sich an keine Geburt erinnern und kennt ihren Mann eigentlich nicht, denn dieser war ein Junge, als sie sich von ihm getrennt hatte.

Also ich würde wahrscheinlich durchdrehen!

Stilistisch ist das Buch wenig aufregend. Es liest sich flott und flüssig, ist nicht zu emotional. Die Sprache ist klar, es gibt nicht zu viele Metaphern und die Trennung der zwei Lebensentwürfe gelingt durch die Verwendung des Kosenamens im ersten Strang problemlos. Die Idee finde ich prinzipiell nicht schlecht, aber die Antonia hier erscheint mir nicht ganz glaubwürdig. Von mir gibt es nur eine bedingte Empfehlung.