Unglaublich und erschütternd

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rennwurmi Avatar

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Endlich mal wieder ein Buch von Hera Lind, das nicht im Zweiten Weltkrieg handelt.

Am Cover erkennt man gleich, um was es geht. Ein einsamer Hof, ein Traktor - viel Arbeit. Im Vordergrund ein Kind mit ca.sechs Jahre mit einer großen Milchkanne beim Arbeiten. Das augenscheinliche Leid des Kindes wird einem erst beim Lesen des Buches bewußt. Das große Leid, ein Leben ohne Schuhe bei Wind und Wetter, bei Hitze oder Dreck, das sieht man nicht. Ich war von dem Buch erschüttert.

Steffi kommt schon unter unglaublichen Umständen auf die Welt. Die Mutter will sie weder sehen, geschweige denn auf den Arm nehmen. Sie will nur ihre Woche All-Inclusive auf der Wöchnerinnen-Station genießen. Steffi kommt ins Heim.

Mit zweieinhalb Jahren kommt sie zur Familie Kellerknecht, die neben den eigenen Kindern über die Jahre viele Pflegekinder aufnimmt. Sie nehmen diese aber nicht aus Barmherzigkeit auf, sondern aus Eigennutz, als billige Arbeitskräfte.

Während die eigenen Kinder umsorgt werden, gute Kleidung und gutes Essen bekommen, auf Feste mitdürfen, müssen die Pflegekinder arbeiten und schuften. Sie bekommen abgetragene Kleidung, schlafen im Stall, haben keine Schuhe und dürfen auch nur mit kaltem Wasser duschen. In der Schule werden sie ausgelacht, da sie immer einschlafen und stinken.

Sie müssen bei Vergehen auf Holzscheiten knien und werden geschlagen. Zu all dem Leid wird Steffi vom Stiefvater vergewaltigt und missbraucht.

Vor der Dorf steht die Familie Kellerknecht barmherzig und demütig da. Dem Jugendamt und den Ärzten werden Geschichten vorgelogen.

Das Buch ging mir unheimlich nah. Es ist wahr und nicht erfunden. Es handelte nicht im Mittelalter sondern in den 70er/80er Jahre und später, wo man sowas nicht mehr erwartet hätte.

Das Buch bekommt von mir volle fünf Sterne. Das muss man einfach gelesen haben. Ein ganz, ganz toller Hera-Lind-Roman.