Auftakt der Nordwind-Saga: Beeindruckender Kampf für ein besseres Leben

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Alice Bloom steckt in einer scheinbar ausweglosen Situation: Armut und Geldmangel sind allgegenwärtig, ihr Mann trinkt und ist gewalttätig. Absolut verzweifelt, aber fest entschlossen kämpft sie wie eine Löwin für ihre Tochter Rosa und sich selbst, eine Scheidung zu erwirken. Eine nahezu unmögliche Aufgabe, in der Zeit um 1913 und ihrer sozialen Schicht. John Reeven, ein wohlhabender Hamburger Anwalt, der pro bono in der Sozialsprechstunde arbeitet, nimmt sich dieser scheinbar aussichtslosen Schlacht an und kämpft für Alice und ihre Tochter.

„Die Liebe fragt nicht. Sie weiß“ - was für ein starkes Zitat zu Beginn! Die beiden leben in zwei Welten, teilen allerdings ein Schicksal - beide sind in einer unglücklichen Beziehung und werden voneinander geradezu magisch angezogen.

Miriam Georg agiert geschickt wie eine Marionettenspielerin, die sich Abschnitt für Abschnitt an den Gefühlen und Geschehnissen im Hier und Jetzt und in der Vergangenheit bedient und die einzelnen Fäden souverän führt. Ihre Erzählkunst ist einfach großartig: Fesselnd, präzise und nachhaltig beeindruckend! Die Seiten sind mir förmlich durch die Finger geglitten.

Mit den Hauptfiguren Alice und John hat die Autorin zwei ganz tolle, authentische Charaktere geschaffen, die auf unterschiedlichste Art begeistern: Alice Bloom, emphatisch, mutig, willensstark, mit einer unglaublich erschütternden Vergangenheit. John Reeven, ein absolut integrer Anwalt, mittlerweile unglücklich verlobt mit Evelyn, fasziniert von der entschlossenen Alice ab der 1. Sekunde. Auch er muss Verantwortung für seine Familie übernehmen.

Nicht nur die Protagonisten sind klasse, auch die Nebenfiguren müssen sich auf keinen Fall verstecken. Ganz besonders gut ausgearbeitet und eine wahre Bereicherung sind sämtliche Geschwister. Blanche Reeven flog mein Herz zu: stets fürsorglich und warmherzig. Der Sonnenschein der Familie, allerdings mit einem düsterem Geheimnis. Sehr gespannt bin ich auf die weitere Entwicklung von Julius Reeven, ein absoluter Lebemann, verbittert und unglücklich mit Marlies verheiratet. Jaris Nord, der Bruder von Alice ist ihr Fels in der Brandung, der sich nicht nur für seine Kollegen, sondern auch für seine Nichte und Schwester bedingungslos einsetzt.

Der fein recherchierte historische Roman hat einen unwiderstehliche Sog, dem man sich nicht entziehen kann. In mir wirkt das Buch tatsächlich stark nach und ich fiebere schon der Fortsetzung entgegen.