Frauen ohne Rechte

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skymichaelis Avatar

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Das Cover ist schlicht. Man sieht vorne nur eine Frau in einem blauen Kleid, die sich verloren in Hamburg umsieht. Normalerweise mag ich Romane mit realen Menschen auf dem Cover nicht besonders, aber hier passt es ganz gut um die Stimmung der Geschichte einzufangen. Alice ist verloren.

Die Geschichte ist sehr aufwühlend, obgleich nicht viele überraschende Wendungen passieren. Es zeigt das Leben von Frauen und verarmten Arbeitern im Jahr 1913. In Rückblenden geht es zeitlich nochmal um ein paar Jahre zurück. Der Fokus liegt auf Alice, die den Rechtsanwalt John aufsucht, um ihr zu helfen aus ihrer gewaltsamen Ehe zu fliehen. Dabei kämpft sie unerbittlich um das Sorgerecht ihrer Tochter. Ihr Mann Hank ist Alkoholiker, spielsüchtig und schlägt Alice bei jeder Möglichkeit, bringt sie fast um. Es ist erschreckend zu lesen wie die Rechte der Frauen unter den Tisch gekehrt worden sind und Gewalt bis zu einem gewissen Maße in der Ehe sogar geduldet wurde. Allerdings nur von Seiten des Mannes! Ähnliche Verstöße von Frauen wiederum wurden gesetzlich anders gesehen.

Es hat sich in den über 100 Jahren, die seither vergangen sind doch einiges getan. Bei Häuslicher Gewalt im Bezug aufs Sorgerecht besteht allerdings selbst heute noch handlungsbedarf. Auch heute wird gewalttätigen Männern ein Umgangsrecht mit ihrem Kind erteilt, auch wenn die Frau darunter leidet dadurch ihren Ex immer wieder sehen zu müssen. Würde ich kein reales Beispiel kennen, würde ich es kaum glauben.

Ein absolut gutes und wichtiges Buch. Vielleicht versteht man so ein bisschen warum auch heute noch einiges schief läuft. So lange ist es nicht her, bedenkt man wie lange die Erde existiert.