Schlechte Zeiten für Frauen

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gartenfee-berlin Avatar

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1912 waren nicht gerade gute Zeiten für Frauen. Männer durften sie schlagen, sie aber nicht zurückschlagen, um sich zu wehren. Scheiden lassen geht gar nicht, und wenn ausnahmsweise doch, bleibt das Kind selbstverständlich beim Mann, weil die Frau es ja nicht allein ernähren kann. Und diese Unterdrückung geht ja noch jahrzehntelang weiter, wie man weiß. Egal, in welcher sozialen Schicht man lebt...

Alice Bloom hat so ein prügelndes Exemplar und möchte sich scheiden lassen. In der Sozialsprechstunde trifft sie auf den Anwalt John Reeven, der sie vertreten soll. Irgendwie spürt man schon beim Lesen das Knistern im Raum...

Miriam Georg versteht es wunderbar, ihren Charakteren Leben einzuhauchen, ohne zu übertreiben. Alles ist nachvollziehbar, sei es der aufopfernde Bruder von Alice, oder der leichtlebige Bruder von John in einer unglücklichen Ehe. Aber auch die Nachbarschaft von Alice konnte ich mir beim Lesen richtig gut vorstellen.

Etwas verwirrt war ich dann jedoch, als es einen Zeitsprung zurück ins Jahr 1896 gab. Mit dem Mädchen, welches in Ich-Form erzählt, konnte ich anfangs so gar nichts anfangen, wurde aber nach und nach schlauer, je häufiger die Zeitsprünge kamen.

Mir hat das Buch sehr gut gefallen. Auch wenn es nicht so spannend wie ein Krimi ist, hat mich doch die Handlung rund um Alice und John in den Bann gezogen. Mit über 500 Seiten war das für mich nach längerer Zeit mal wieder ein "dicker Wälzer", den ich aber ratzfatz durchgelesen hatte. Und nun warte ich gespannt auf die Fortsetzung...