Weg aus dem Elend?

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Ich habe bereits die vorangegangenen historischen Romane von Miriam Georg gerne gelesen und umso mehr freute ich mich über ihren neuesten Roman "Im Nordwind", der der erste Teil einer weiteren Dilogie ist. Das Cover lässt bereits vermuten, dass auch dieser wieder im Hamburg vor gut 100 Jahren spielt und, dass die Protagonistin kein besonders leichtes Leben hat, wie gut an ihrer Mimik erkennbar ist.

Die Geschichte spielt dann auf zwei Zeitebenen (Ende der 1890er Jahre und 1912/13). Alice wächst im Schausteller-Milieu auf und wird dann quasi an ein Pastorenehepaar "verkauft". Auch mit ihrem Ehemann hat sie dann kein Glück, er misshandelt sie schwer. Nach der Geburt ihrer Tochter würde sie sich am liebsten von ihm scheiden lassen, was damals aber absolut unüblich oder eher so gut wie unmöglich war. Sie geht ein sehr hohes Risiko ein, ihre Tochter Rosa an ihren brutalen Ex-Mann zu verlieren. Unterstützung bekommt sie dennoch vom Anwalt John Reeven, der aus einer angesehenen Hamburger Familie stammt und eigentlich verlobt ist. Und anscheinend ist sein Interesse nicht ausschließlich beruflicher Natur.

Mir hat dieser historische Roman sehr gut gefallen. Ich mag Hamburg und finde es immer sehr spannend, mehr über das Leben in der Hansestadt in der jüngeren deutschen Vergangenheit zu erfahren. Und grundsätzlich war es interessant, am Beispiel von Alice mitzubekommen, wie wenig Rechte Frauen noch vor gut 100 Jahren hatten. Nichtsdestotrotz ist Alice eine starke und mutige Frau, die sich nicht unterkriegen lässt, was sie zu einer beeindruckenden Protagonistin macht. Der Schreibstil war gut lesbar und die historischen Fakten wirkten sorgfältig recherchiert.