Bommarius fängt den Geist der 1920er ein

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
hannahreads Avatar

Von

Sachbücher. Man liebt sie zu lesen. Man hasst sie zu lesen.
Eines meiner kleinen persönlichen Ziele für dieses Jahr: mehr Sachbücher lesen.

Eines dieser Sachbücher, die dabei auf meinem Tisch gelandet sind, ist Im Rausch des Aufruhrs. Deutschland 1923 von Christian Bommarius.
Bommarius nimmt sich das Krisenjahr 1923 vor, erzählt von der Wirtschaftskrise und dem immer lauter werdenden Nationalsozialismus. Von der Besetzung des Ruhrgebiets und der Kunstszene in Berlin.
Die Ereignisse des Jahres erzählt Bommarius unterteilt in die einzelnen Monate und hangelt sich an immer wiederkehrenden Personen entlang. Von Alfred Döblin zu Joseph Goebbels zu Egon Kitsch und Marcellus Schiffer. Anhand persönlicher Anekdoten werden innen- und außenpolitische Themen, Kultur und Wirtschaft erzählt und verwebt. Armut, Radikaliserung und Hoffnung treffen immer wieder aufeinander und verweben sich zu eine spannenden Verdichtung des Jahres 1923.
An vielen Stellen waren mir Themen, Fragen und Konflikte der 20er Jahre so nah und bekannt, dass ich mich erschreckt habe, wie nah diese komplexen Zusammenhänge auch unsere jetzige Zeit wiederspiegeln. Auch wir sprechen über Inflation. Auch wir sprechen über Krieg in Europa. Auch wir sprechen über steigende Rechtsradikalität in Deutschland.
Zu sehen wie viel Aktualität in einem Buch über 1923 steckt ist zugleich faszinierend als auch beängstigend.