Eine rasante Geschichtsstunde

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dany_87 Avatar

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Das Sachbuch „Im Rausch des Aufruhrs“ von Christian Bommarius, veröffentlicht im DTV-Verlag, thematisiert auf 344 Seiten die Deutsche Geschichte im Jahr 1923.

Das Buch ist unterteilt in 13 Kapitel, sowie vier Anhängen. Die einzelnen Kapitel umfassen jeweils, in chronologischer Reihenfolge, die Monate des Jahres 1923. Dabei besteht jedes Kapitel aus kurzen, nicht einmal einseitigen Absätzen zu bestimmten Personen oder Ereignissen. Die Zusammensetzung dieser kurzen Beschreibungen besteht mal aus mehr mal aus weniger relevanten geschichtlichen Persönlichkeiten und eben auch Ereignissen. Einige der Personen tauchen im Laufe des Jahres immer mal wieder auf, andere nur einmalig. Zwischen Themen wie „Hitlers Fundraising-Tour durch Zürich“, diversen Putschversuchen, „verarmte Millionäre“ oder „die Schmach, noch Jungfrau zu sein“ ist alles dabei.
Jedem Kapitel ist eine Übersicht der Ereignisse des Monats vorangestellt und mit Schwarzweißfotografien ergänzt. Zudem schließt die Zusammenfassung stets mit dem aktuellen Brotpreis im jeweiligen Monat.

Das Buch ist eine rasante Geschichtsstunde durch das Jahr 1923. Das besondere war für mich, dass dieses Buch, obwohl es ein Sachbuch ist, zu keinem Zeitpunkt langweilig oder langatmig war. Man flog nur durch die Seiten, was zum einen an der Kürze der einzelnen Themenabschnitte lag, aber vor allem auch an dem Schreibstil des Autors. Herr Bommarius versteht es, auch trockene Themen unterhaltsam, ironisch, mahnend, … darzustellen. Er trifft dabei stets den richtigen, passenden Ton. Besonders gut hat mir auch die Mischung der Themen gefallen. Es ging nicht nur um politische Ereignisse, wie die gerade frisch gegründete Weimarer Republik, die Besatzung des Ruhrgebiets, Reparationszahlungen und dem Erstarken der rechten Parteien, sondern auch um die Kultur- / Musikszene, um Journalismus, das einfache Volk, Alltagsgeschichten und besonders -tragödien. Es ging selbstverständlich auch um die Folgen der Inflation, aber eben auch um die goldenen 20er Jahre, das veränderte Frauenbild und noch so viel mehr. Man hat einen unfassbar guten Einblick in dieses Jahr bekommen, ohne das Gefühl zu haben, durch all die Informationen und Fakten erschlagen zu werden.

Ich fand es auch gut, dass einen manche Personen, selbst wenn in den einzelnen Monaten gar nicht so viel passiert ist, immer wieder auftauchten. Die kleinen Anekdoten und auch das Abschlusskapitel in dem man zu einigen der Persönlichkeiten nochmal erfahren hat, wie es mit diesen weiterging.

Besonders hervorheben möchte ich auch das wunderschöne und absolut passende Cover des Buches. Eine Zeichnung aus den 20er Jahren, extravagant, wie das Jahr selbst.

Ich kann das Buch wirklich jedem ans Herz legen, der sich für die deutsche Geschichte interessiert. Besonders aber auch denjenigen, die bislang vor geschichtlichen Sachbüchern zurückschreckten, aus angst diese seien trocken und langatmig. Dieses Buch lässt einen ins Jahr 1932 mit all seinen Höhen und Tiefen eintauchen und ich wünsche mir, dass es von diesem Autor in der Form noch andere geschichtliche Aufarbeitungen geben wird.