Vor hundert Jahren...

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Christian Bommarius' Sachbuch "Im Rausch des Aufruhrs" unterscheidet sich von anderen Sachbüchern, die über eine bestimmte Epoche handeln, dadurch, dass es voller kleiner Anekdoten über berühmte (und nicht so berühmte) Persönlichkeiten ist. Viele von ihnen kann man als Leser*in über das gesamte Jahr 1923 begleiten, andere tauchen nur einmal auf.
Das Konzept ist deshalb außergewöhnlich, aber kurzweilig. Vor allem als geschichtsinteressierte Person hatte ich meine Freude am Buch, obwohl ich mir manche Anekdoten länger gewünscht hätte.
Trotz der Bruchstückhaftigkeit existiert ein roter Faden in Form der Inflation in der Weimarer Republik: Lebensmittelpreise steigen von einem Tag auf den anderen auf wahnwitzige Höhen, was den meisten Menschen Sorgen bereitet - anderen jedoch, sowohl politisch, als auch wirtschaftlich, zum Vorteil gereicht.
Ohne diesen roten Faden hätte das Buch leicht chaotisch wirken können, denn der Autor beleuchtet viele Aspekte des Lebens damals in Deutschland: Kunst, Kultur, Politik, Medien, Wirtschaft, etc.
Für einen generellen Überblick über das Leben im Jahr 1923 ist das Buch super geeignet, v.a., wenn man diesen Überblick auf lebendige Weise erhalten möchte. Ohne Vorkenntnisse (Epoche und Menschen) dürften allerdings viele Fragezeichen entstehen.