Weimarjahresreise

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eckenmann Avatar

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Die "Weimarjahre" Deutschlands haben mich in den Erzählungen meiner Eltern und Großeltern immer besonders interessiert. Es gibt sehr wenige persönliche Fotos, leider kaum noch verwandtschaftliche Erinnerungen
- und mittlerweile eine Vielzahl an künstlerischen Werken und kritischen Betrachtungen der Goldenen Zwanziger Jahre.
Das Cover zeigt eine Facette dieser Zeit, das rauschhaft Aufbrechende, Feiernde, das Vielen vielleicht vom Filmischen des "Babylon Berlin" her vertraut ist. Es ist aber nur eine Seite dieses Jahres 1923.
Neugierig darauf, was das denn für ein Jahr war,
dieses eine so schicksalhafte - genau eine Dekade vor dem verhängnisvollen 1933 - habe ich auf den 281 Seiten Jahrestext Monat für Monat unzählige Geschichten und Geschichtchen erfahren und Lebensstationen verfolgen können.
Eindrucksvoll und bildhaft verknüpft der Autor persönliche Erlebnisse prominenter Persönlichkeiten aus Kunst und Kultur, Wirtschaft, Wissenschaft und Politik und webt mir daraus eine Art Teppich, der Zeitgeist und Zeitgeschehen mitnimmt und mir sehr nahebringt.
Die Fotos und die Monatszusammenfassungen finde ich wunderbar passend eingeflochten, das Kapitel "Was weiter geschah" als Nachtrag und Ausblick angenehm. Anmerkungen und Anhang runden dieses Sachbuch auf und zeigen, dass Christian Bommarius intensiv recherchiert haben muss.
Ohne hier Namen aneinanderreihen zu wollen, kann ich mich gut in die Schicksale einzelner Damen und Herren einlesen.
Der Autor schafft eine beeindruckende Balance zwischen unterhaltenden Geschichtsstunden und Plaudern über mehr oder minder gute Bekannte. Ein kurzer Verweis auf den Inhalt als Schlagzeile ganz oben auf jeder rechten Buchseite erleichtert den schnellen Zugriff.
Ich möchte das Buch sehr empfehlen - auch gern zum Wiederlesen und Nachschlagen - besonders vorm und im kommenden "100jährigen" Jubiläum.