Durchaus lesenswert...

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mike nelson Avatar

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Spencer Wise ist unter anderem Dozent für Creative Writing - und das merkt man als Leser:in auch. Der Roman "Im Reich der Schuhe" ist handwerklich gut gemacht - Kompliment also für diesen Erstling! Und seine eigene Lebensgeschichte diente ihm sicher auch als Anregung für den Stoff, arbeitete er doch in einer südchinesischen Schuhfabrik. Auch berührt Spencer Wise wichtige und spannende Thematiken, wie die Ausbeutung der Wanderarbeiter in China, die Frage, wie man gegen das Regime / die Fabrikbesitzer aufbegehren könne - eher friedlich durch gewerkschaftliche Organisation oder durch revolutionäre Gewaltanwendung. Alex Cohen, unbedarfter Sohn, soll die Schuhfabrik seines Vaters übernehmen; die Liebe zu der Fabrikarbeiterin Ivy lässt Alex langsam erwachsen werden, zudem öffnet Ivy ihm die Augen für die unmenschlichen Produktionsbedingungen und bringt ihn dazu, die Lage der Arbeiter verbessern zu wollen, was ihn dann erwartungsgemäß in einen Vater-Sohn-Konflikt schlittern lässt: "Halt dich da raus, Alex. Markier nicht den Helden. Weißt du, wer ein Held ist? Der Rabbi, der dich beschnitten hat. Kleiner Ausrutscher, und du ruinierst einem Mann das Leben. Ha, das ist ein Held! Spiel dich nicht als jemand auf der du nicht bist."
Wie gesagt - handwerklich ist der Roman gut gemacht - was fehlt ist die dramatische Zuspitzung der einzelnen Themen und somit auch der Spannungsbogen, das Mitreißende. Dabei aber durchaus lesenswert!