Konfliktbeladene Reise in das farbenprächtige China

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blätterregen Avatar

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Eine kurze Inhaltsangabe, die die Hauptfiguren Alex Cohen (Sohn), seinen Vater (reicher Großindustrieller Schuhfabrikant), Ivy (Arbeiterin in der Schuhfabrik und Quasi-Freundin von Alex) und all die anderen einführt und ihre Beziehung untereinander, sowie den Verlauf der Handlung erklärt, lasse ich weg. Wer sich für eine Rezension interessiert, hat meist den Klappentext und unzählige andere Rezensionen, die in etwa dieselbe Inhaltsangabe machen, schon gelesen und interessiert sich nur für die Meinung anderer Lesender über Schreibstil, Figuren und Lesefluss. (Zumindest tue ich das.) Deshalb fange ich hier gleich mit den essentiellen Informationen an.

„Im Reich der Schuhe“ ist meiner Meinung nach, ein grandioser Titel, der Thema und Schauplatz auf einzigartige Weise verbindet. Auch das Cover finde ich sehr gelungen und es ist eine wahre Zierde für mein Bücherregal.
Die vielfältigen Themen (Entwicklung eines jungen Mannes im Konflikt mit seinem Vater, Industrielle Probleme der Globalisierung, Missstände unter Arbeitenden, etc.) die in der Geschichte behandelt werden, sind mit großer Detailtreue und viel Hintergrundwissen erzählt, verschwimmen aber manchmal ineinander und nehmen sich gegenseitig etwas die Tiefe. Das fand ich persönlich stellenweise schade, tu dem Buch aber keinen großen Abbruch.

Der Schreibstil von Spencer Wise ist oft faszinierend. Die ersten Seiten des Buches haben mich direkt in ihren Bann gezogen. Es passiert wahnsinnig viel, die Szenerie ist fast schon erdrückend genau, detailreich, kreativ und unglaublich dicht beschrieben. Ich hatte wirklich das Gefühl mit vor Ort zu sein, und bin ganz eingetaucht in das fremdartige und farbenfrohe China. Ich habe geschmeckt, gesehen, gerochen, die Hitze gefühlt- es war großartig. Ein sehr vielversprechender Einstieg und ich habe mich sehr auf die weiteren Kapitel gefreut.

Leider verlor die Handlung im Verlauf etwas an Spannung, Glaubwürdigkeit und Farbenpracht. Das Verhalten und der Charakter der Figuren war mir nicht immer ganz klar und ab und zu hakte es im Lesefluss. Das war schade. Außerdem waren die zentralen Themen, oder Konflikte stellenweise ermüdend und wenig temporeich erzählt, was es einem schwer machte, mit dem Lesen dranzubleiben. Ein zentraler Konflikt, der mich wirklich mitgenommen hätte, fehlte mir stellenweise.

Dennoch ist dieses Buch in seiner berückend und skurril schönen Szenerie eine sinnesreiche Reise auf die andere Seite der Erde. Die ab und zu sehr originellen Figuren und die denkwürdigen Zitate, die man stellenweise finden konnte, machen „Im Reich der Schuhe“ zu einem Lesevergnügen von ganz eigener Schönheit und Relevanz. Eine klare Empfehlung für Fernwehgeplagte.