Mr. Younger Cohen wird erwachsen

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theresia626 Avatar

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In Spencer Wises Roman „Im Reich der Schuhe“ geht es um den Bostoner Juden Fedor Cohen und seinen 26jährigen Sohn Alex. Der Vater hat in der Vergangenheit schon überall in der Welt Geschäfte gemacht und betreibt aktuell eine Schuhfabrik im südchinesischen Foshan. Sein Sohn hält sich seit einem Jahr bei ihm auf und wird in die Geschäftsabläufe eingeführt, weil er irgendwann den Betrieb übernehmen soll. Der Senior macht ihn zum Partner, ohne ihm irgendwelche Entscheidungsbefugnisse zu übertragen. Der Vater ist sehr dominant und profitorientiert. Alex bekommt immer mehr Einblick in die Situation der Arbeiter, seit er eine Liebesbeziehung mit der Arbeiterin Ivy angefangen hat. Alex begreift schnell, dass er so nicht weitermachen wird, denn die Wanderarbeiter sind völlig rechtlos und werden gnadenlos ausgebeutet, wobei den Aufsehern jeder Vorwand recht ist, den geringen Lohn noch weiter zu kürzen. Es formiert sich erster Widerstand, und es ist von der Gründung einer Gewerkschaft die Rede. Fedor Cohen duldet Veränderungen genauso wenig wie die Staatsmacht, die jedes Anzeichen von Rebellion blutig niederschlägt. Ausländer können ohnehin in China nur Geschäfte machen, wenn sie die Obrigkeit mit Schmiergeldzahlungen bei Laune halten.

Sowohl das Porträt von China als Wirtschaftsmacht und als Staat, in dem Menschenrechte nicht gerade Priorität haben als auch der sich entwickelnde Konflikt zwischen Vater und Sohn sind ein interessantes Thema, aber insgesamt etwas langatmig dargestellt. Wird Alex sich dem Vater wie bisher unterordnen, oder gelingt es ihm, seinen eigenen Weg zu gehen? Hat seine Liebe zu Ivy unter diesen Bedingungen eine Chance? Wie gesagt, eine interessante Geschichte, aber nicht besonders spannend zu lesen.